Deutsche Mineralogische Gesellschaft

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2023 Thomas Oberthür

Thomas Oberthür

Mit der Abraham-Gottlob-Werner-Medaille in Silber ehrt die Deutsche Mineralogische Gesellschaft erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen. Preisträger für das Jahr 2023 ist Dr. Thomas Oberthür.

Thomas Oberthür studierte ab 1970 Geologie und Mineralogie an der Universität zu Köln, wo er das Studium 1978 als Diplom-Mineraloge abschloss. Danach war er bis 1982 als „Research Officer“ bei der Chamber of Mines of South Africa mit Arbeiten unter Tage und im Labor tätig. Mineralogisch-geochemische Aspekte und genetische Fragen der Witwatersrand-Goldvererzungen waren die Basis für seine Promotion an der Universität zu Köln (1983).

1988 trat Thomas Oberthür in die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover ein, wo er ab 1989 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2014 das Referat bzw. den Arbeitsbereich „Lagerstätten und Herkunftsnachweis mineralischer Rohstoffe“ leitete. Metallogenetische und geochemisch- mineralogische Untersuchungen von Goldlagerstätten in Afrika (Ghana, Burkina Faso, Tansania, Simbabwe, Marokko) im Rahmen des Projekts der Technischen Zusammenarbeit „Metallogenesis of Gold in Africa“ bildeten einen Schwerpunkt seines Wirkens. Eine Reihe vielzitierter Publikationen belegt das herausragende Niveau seiner Forschungsarbeiten auf dem Goldsektor.

Während seiner beruflichen Karriere engagierte er sich darüber hinaus mit großem Erfolg für die Weiterentwicklung mineralogisch-geochemischer Methoden zur Untersuchung von Erzlagerstätten, vor allem von Platinmetall- Lagerstätten. Ab 1995 bildeten umfassende Forschungsarbeiten zur Mineralogie und Geochemie von Platingruppen-Mineralen ein Kernthema seines wissenschaftlichen Interesses. Hier sind vor allem methodische Weiterentwicklungen der hochortsaufgelösten Analytik und deren Anwendung zur Klärung der Genese von primären Lagerstätten der Platinmetalle im südlichen Afrika (Simbabwe, Südafrika) zu nennen. Von besonderer Relevanz sind auch seine Forschungen zur umfassenden Charakterisierung von oxidierten Platinmetallerzen sowie deren Aufbereitbarkeit. Die Arbeiten wurden komplementiert durch Untersuchungen des Platinmineral-Spektrums von Schwermineralseifen (Simbabwe, Südafrika, Philippinen, Deutschland). Seine wissenschaftlichen Arbeiten waren vor allem anwendungsorientiert und für die Industrie aussagekräftig.

Als besondere Ehrung für seine langjährige Forschung auf dem Gebiet der Platinlagerstätten ist die Benennung eines Minerals mit dem Namen „Oberthürit“ [Rh3(Ni,Fe)32S32] durch die Commission on New Minerals, Nomenclature und Classification der IMA zu nennen (IMA 2017- 072).

Thomas Oberthürs wissenschaftliches Interesse geht aber weit über Gold- und Platin-Lagerstätten hinaus. Hervorzuheben sind seine Initiierung von und Mitarbeit an vielfältigen lagerstättenkundlichen Forschungsthemen der BGR, zum Beispiel seine wesentlichen Impulse bei der Entwicklung des wissenschaftlich und politisch wichtigen „Analytischen Fingerabdrucks für Niob-Tantal-Minerale (Coltan)“, wobei die weltweiten Untersuchungen durch BGR-Feldarbeiten in Afrika (DR Kongo und angrenzende Staaten, Äthiopien, Mosambik und Namibia) ergänzt wurden.

Die geochemisch-mineralogische Untersuchung von Hochtechnologiemetallen, wie auch Indium, Germanium und Antimon, war damit sein dritter Forschungsschwerpunkt. Aus Erfahrungen in der Gold- und Platinforschung in Afrika resultierten wesentliche Impulse zur Einführung von Methoden der automatisierten Mineralogie in der BGR in Hannover. Hierzu stand er kontinuierlich im Austausch mit internationalen Forschergruppen.

Thomas Oberthür schätzte die klassische Auflichtmikroskopie, die er mit hochpräziser Mikroanalytik (Elektronenstrahl-Mikrosonde, Laser-Ablation-ICPMS, Mineral Liberation Analysis (MLA), Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS)) verknüpfte und regelmäßig in seine zahlreichen Veröffentlichungen einfließen ließ. Im Rahmen von Projekten der Technischen Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern und BGR-internen Forschungsaktivitäten förderte er viele in- und ausländische Studenten und Praktikanten besonders aus Afrika, von denen heute eine Vielzahl im Bereich der Lagerstättenforschung und Rohstoffwirtschaft weltweit in führenden Positionen tätig ist.

Ebenso engagierte sich Thomas Oberthür intensiv in der DMG, wie z. B. durch die mehrjährige Leitung des Arbeitskreises „Lagerstättenforschung“ bis zu seiner Pensionierung 2014. Durch unermüdliche Feldarbeiten besonders im südlichen Afrika, sein weites Fachwissen, sein großes, Industrie und Forschergruppen umfassendes Netzwerk, den Austausch mit Studenten und nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit Gastwissenschaftlern aus aller Welt hat er eine ganze Generation von Lagerstättenkundlern mitgeprägt.

Sein wissenschaftlicher Output umfasst über 80 Artikel (peer-reviewed) in internationalen Fachzeitschriften und Büchern, welche mit mehr als 2.600 Zitaten in Scopus verzeichnet sind. Seine herausragende Forschung macht ihn zu einem weltweit anerkannten Lagerstättenforscher und Spezialisten auf dem Gebiet der Mineralogie und Geochemie lagerstättenbildender Prozesse insbesondere von Gold und Platinmetallen.

Mit der Abraham-Gottlob-Werner-Medaille in Silber wird ein hervorragender Geowissenschaftler geehrt, der in seinem gesamten Wirken als Wissenschaftler nicht nur wesentliche anwendungsorientierte Impulse zur Versorgung der Industrie insbesondere mit Technologiemetallen gesetzt, sondern auch mit großem Enthusiasmus sein Wissen als Lehrer weitervermittelt und in die Gesellschaft getragen hat. 

— Torsten Graupner ∙ Hannover, Peter Buchholz ∙ Berlin & Horst Marschall ∙ Frankfurt/Main
 

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