Abraham-Gottlob-Werner-MedailleanKajHoernle
Kaj Hoernle ist ursprünglich US-Amerikaner, jedoch mit deutschen Wurzeln. Er startete seine äußerst erfolgreiche Karriere mit einem Grundstudium der Geologie bis zum Bachelor of Arts, den er
mit summa cum laude an der renommierten Columbia University in New York abschloss.
Von der Ostküste der Vereinigten Staaten wechselte Kaj zur Westküste und schloss sein Studium der Petrologie mit einem Master of Arts in Santa Barbara ab. An der UCSC vertiefte er seine Studien und promovierte mit einem Schwerpunkt in der Geochemie unter der Betreuung von Charles Langmuir. Nach zwei Postdoktoranden-Stellen in Santa Barbara und Santa Cruz und einer anschließenden Stelle in Forschung und Lehre an der UCSB zog es Kaj ans GEOMAR in Kiel. Hier wurde er auf eine Professur für Petrologie und Geochemie an der Universität Kiel berufen, in Kollaboration mit dem damaligen Forschungszentrum für Marine Geowissenschaften, dem heutigen Helmholtz-Forschungszentrum für marine Geowissenschaften, GEOMAR.
Kaj Hoernle leitet seit 1994 die Forschungsgruppe Geochemie und Petrologie am GEOMAR, die auch die radiogenen Isotopenlabore beinhaltet. Die Gruppe ist im Forschungsbereich 4 des GEOMAR angesiedelt mit dem Fokus auf der Geodynamik des Ozeanbodens und führt globale Forschungsprojekte durch. Der internationale Charakter von Kaj Hoernles Forschung zeigt sich nicht nur durch die vielen Forschungsreisen, sondern wird auch durch Gastaufenthalte an der University of South Carolina, USA, 2009/2010 und in Sydney, Australien (Macquarie University), 2014/2015 unterstrichen.
Kaj Hoernles Team erforscht die Entwicklung von magmatischen Gesteinen mit einem besonderen Fokus auf der Interaktion von Lithosphäre mit der Hydrosphäre. Hierfür hat seine Gruppe über Jahrzehnte Hochpräzisionsanalysen von radiogenen Isotopen und hochauflösenden Spurenelementen an magmatischen Gesteinen produziert mit einem Fokus auf den Elementen Sr–Nd–Hf–Pb.
Der Schwerpunkt von Kaj Hoernles wissenschaftlichen Untersuchungen liegt in der Erforschung von magmatischen Gesteinen mit einem besonderen Fokus auf Mantelgesteine und deren magmatische Produkte. Dies beinhaltet die Entwicklung und Evolution von Hochtemperatur-Ozeanbodenbasalten an konvergierenden und divergierenden Plattengrenzen und von Intraplattenvulkaniten. Dieses weite und komplexe Gebiet hat Kaj Hoernle über den gesamten Globus getragen mit Projekten in allen Weltmeeren. Im Verlauf seiner Karriere hat er eine beachtliche Reihe von Forschungsfahrten als Chief oder Co-Chief Scientist organisiert und geleitet. Dies beinhaltet 39 Expeditionen auf Forschungsschiffen zur Erkundung des Meeresbodens und der Beprobung von Ozeanbodengesteinen. Es ist sicher, dass der unschätzbare wissenschaftliche Wert von Proben des Ozeanbodens, die durch diese Ausfahrten gefördert wurden, noch für viele Jahrzehnte Kerninhalt vieler Forschungsarbeiten sein wird.
Zu erwähnen ist hier auch insbesondere die Einbindung von Jungwissenschaftlern in viele von Kajs Projekten. Die Betreuung und Richtungsweisung von mehr als 60 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowohl an Land als auch auf hoher See zählt zu den vielen Errungenschaften Kaj Hoernles. Der Umfang und auch der Impact seiner Forschung zeigt sich in über 200 begutachteten Publikationen mit mehr als 15.000 Zitaten und einem h-Index von über 70. Hier ist insbesondere die Diversität seiner Publikationen hervorzuheben. Obschon der Kern der Forschung im Bereich der magmatischen Geochemie liegt, zeigen seine Arbeiten klar den Zusammenhang von magmatischen Gesteinen mit Manteldynamik, Lagerstättenkunde, Klimaforschung und auch der Biologie. Es sind gerade diese Aspekte seiner Arbeit, die sich wie ein roter Faden durch seine Forschung ziehen und besonders zu unterstreichen sind.
Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten an der Messinischen Salinitätskrise, am HikurangiPlateau im Pazifischen Ozean und an den Galapagosund Kanarischen Inseln. Des Weiteren haben seine Forschungsergebnisse aus Studien des oberen Mantels unterhalb Zentralamerikas und des zentralen Atlantiks und Europas maßgeblich zu einem besseren Verständnis zwischen Manteldynamik und großflächiger Tektonik beigetragen. Viele seiner Arbeiten zeigen auch das komplexe Verhalten von Plattendynamik und tiefer Erdmantelmobilität durch das Zusammenspiel von radiogenen Isotopen als magmatischen Tracern und hochpräzisen Ar-Ar-Altersbestimmungen von Inselketten und ozeanischen Plateaus.
Die DMG ehrt dieses Jahr einen herausragenden Wissenschaftler mit umfangreichem internationalem Engagement sowohl in der Forschung und im Dienst an der Wissenschaftsgemeinschaft als auch in der Lehre. Seine wegweisenden wissenschaftlichen Arbeiten in dem Bereich der Geochemie überschreiten disziplinäre Grenzen, und sein Gesamtwerk wird die Zukunft der Meeresgeowissenschaften für kommende Generationen prägen.
—
Oliver Nebel • Clayton, Victoria (Australien) (Foto: T. Eisenkrätzer)