Deutsche Mineralogische Gesellschaft

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Einblicke in die Mineralogie und Kristallographie – Prof. Dr. Daniel Vollprecht

Interviewserie über „Angewandte Mineralog*innen“ und „Kristallograph*innen“

Prof. Dr. Daniel Vollprecht

Lieblingsmineral: Spinelloktaeder aus Franklin, Franklin Mining District, Sussex County, New Jersey, USA (Foto: R. Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0)

Daniel Vollprecht leitet die Sektion für Angewandte Mineralogie der DMG und leitet den Lehrstuhl für Resoure and Chemical Engeineering an der Universität Augsburg. Beim DMG Sektionstreffen 2023 der „Angewandten Mineralogie“ und „Kristallographie“ wurde beschlossen, für mehr Sichtbarkeit eine Interviewserie über „Angewandte Mineralog*innen und Kristallograph*innen zu starten. Diese Interviews sollen dann auf der DMG-Homepage sowie auf den Social-Media Kanälen veröffentlich werden. Titel der Interviewserie – Vorschlag: „Einblicke in die Mineralogie/Kristallographie“ Ziel der Interviewserie: Mehr Sichtbarkeit der angewandten Mineralogie und Kristallographie innerhalb der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft und darüber hinaus

1. Wie sind sie zu ihrem Fachgebiet gekommen und was hat sie motiviert sich darauf zu spezialisieren?

In meinem Studium der Mineralogie an der TU Bergakademie Freiberg habe ich mich für die Vertiefungsrichtung Technische Mineralogie entschieden, weil ich es spannend finde, wie viel Mineralogie in den Materialien steckt, die uns umgeben, wie z.B. Keramik, Glas oder Zement. In meiner Dissertation an der TU Graz habe ich mich dann begonnen mit den Wechselwirkungen von Materialien und Umwelt zu beschäftigen und z.B. Zeolithe synthetisiert und diese für die Entfernung von Schwermetallen aus sauren Grubenwässern eingesetzt, weil es mir sehr wichtig ist, unsere Umwelt zu schützen, denn es gibt keinen Planeten B. Vor 10 Jahren bin ich dann an der Montanuniversität Leoben in die Abfallwirtschaft gewechselt und bin überrascht, wie viel Berührungspunkte es hier mit der Mineralogie gibt. Mineralische Nebenprodukte, z.B. Schlacken aus der Metallurgie, und Abfälle, wie z.B. Aschen aus der Abfallverbrennung, sind einerseits wertvolle Sekundärrohstoffe, andererseits stellen die in ihnen enthaltenen Schwermetalle eine umwelttechnische Herausforderung dar. Mit der Anwendung mineralogischer Methoden kann man untersuchen, ob diese stabil gebunden sind oder in die Umwelt freigesetzt werden können. Im letzteren Fall finde ich es spannend, in die Entstehungsprozesse dieser „künstlichen Gesteine“ einzugreifen, die Bildung von Mineralphasen zu beeinflussen und durch die Einbindung von Schwermetallen in stabilen Mineralphasen den Zielkonflikt zwischen Schadstoffausschleusung und Ressourceneffizienz aufzulösen. Als Professor für Resource and Chemical Engineering an der Universität Augsburg kann ich diese wichtige Forschung nun weiter vorantreiben und mein Wissen in der Lehre weitergeben.

2. Welches sind die größten Herausforderungen, denen sie in ihrem Fachgebiet begegnen, und wie gehen sie damit um?

An der Schnittstelle von Mineralogie und Abfallwirtschaft ergibt sich ein interdisziplinäres Feld mit vielfältigen Akteuren, wie Behörden, produzierender Industrie, Recyclingunternehmen und der Wissenschaft, in die jeder unterschiedliches Vorwissen und verschiedene Perspektiven einbringt. Rechtlich, wirtschaftliche, naturwissenschaftliche und technische Aspekte greifen hier ineinander und müssen berücksichtigt werden. Als Mineraloge kann ich hier auf der einen Seite meine Perspektive einbringen und die Bedeutung der Mineralphasen für die Umweltbewertung erkennen, auf der anderen Seite kann ich durch meine vielfältigen beruflichen Stationen und Erfahrungen Akteure zusammenführen und gemeinsam zu einer Lösung der Probleme bringen.

3. Welchen Rat würden sie jungen Menschen geben, die sich für ihr Fachgebiet interessieren?

Erwerben Sie ein grundlegendes Wissen in analytischen Methoden (Röntgendiffraktometrie, Mikrosonde…) und deren Anwendung auf eine Vielzahl natürlicher und synthetischer Materialien. Kommen Sie zu Workshops z.B. dem jährlichen DMG-Workshop in Bad Windsheim, oder zu Fachtagungen wie der Berliner Konferenz Mineralische Nebenprodukte und Abfälle , und werfen Sie einen Blick in Lehrbücher zu dem Thema, wie z.B. „Minerals and Waste“.

4. Was ist ihr Lieblingsmineral?

Der Spinell. Die Mitglieder dieser Mineralgruppe finden sich in einer Vielzahl geologischer Umgebungen von Ultramafiten bis zu Seifenlagerstätten und anthropogener Materialien wie z.B. Stahlwerksschlacken oder Batterien. Die einfache Struktur mit vielfältigem Chemismus beeinflusst die Eigenschaften wie chemische Beständigkeit und hohe Härte und damit das Verhalten von Spinellen in natürlichen und anthropogenen Systemen.

 

 

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