"Umwelt 2000 - Geowissenschaften für die Umwelt"

Halle, 22. - 25. September 1999

 

Die Tagung "Umwelt 2000" wurde von der "Gesellschaft für UmweltGeowissenschaften (GUG)" unter Beteiligung von weiteren 19 wissenschaftlichen Gesellschaften oder deren Sektionen (darunter auch die DMG mit ihrer Sektion Geochemie) veranstaltet. Genau 292 Teilnehmer aus 10 Ländern und 4 Kontinenten diskutierten Themenkreise wie Sanierungsforschung, Bodenschutz, Geoindikatoren und Umweltqualität, Biogeochemische Prozesse, Umwelt-Management, Umweltmonitoring, Umweltinformationssysteme, Wasserschutz und Humantoxikologie.

In seinem einleitenden Vortrag "Umwelt - quo vadis?" hat Herr Prof. P. Fritz vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle darauf hingewiesen, daß die Zukunft der Umweltforschung in der Vernetzung aller Disziplinen liegt, die sich mit Aspekten der "Umwelt" befassen. Problemlösungen sind nur erreichbar, wenn alle Beteiligten zu einem Konsens kommen: daher müssen neben den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auch gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Belange berücksichtigt werden.

In seinem Abendvortrag "Der Boden, von dem wir leben. Nachhaltiger Umgang mit Böden aus zeitökologischer Sicht" stellte Herr Prof. K. Kümmerer aus Freiburg klar, daß neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Bodenforschung auch zeitökologische Überlegungen bei der Beurteilung von Umweltschäden erforderlich sind. Diese sind langfristig wichtig, weil alle Prozesse unterschiedliche Zeitkonstanten haben. So ist Bodenbildung ein langsamer Vorgang, Bodenerosion ein vergleichsweise schneller, auch in unserer Klimaregion. Daraus resultiert eine Bodendegradation und -erosion, die bereits in überschaubaren Zeiträumen zu Problemen führen wird. Auf die sich einstellenden Probleme wurde aus gesellschaftlicher und ökonomischer Sicht eingegangen.

Die freien Beiträge hatten zum allergrößten Teil ein hohes wissenschaftliches Niveau und wurden gut besucht. Es kam zu einem interessanten Gedankenaustausch zwischen Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen. Von mehreren Vortragenden wurde ein Defizit an "geochemischen Beiträgen" beklagt, da es ganz offensichtlich wird, daß die Speziation von Elementen in Böden und Wässern, die Einbindung von Elementen in Gesteinen bzw. Mineralen viel entscheidender sind als manche der bisher viel diskutierten und in Grenzwerttabellen festgehaltenen Gesamtgehalte in den Reservoiren. Die Mobilisierbarkeit der Elemente und Verbindungen ist für die Gefährdungsabschätzung entscheidend. Die Problematik von Grenzwerten, wie sie zur Zeit gehandhabt werden, wurden in mehreren Beiträgen kritisch angesprochen.

Peter Möller, Potsdam