Datenerhebung zum Studiengang Mineralogie an 30 Deutschen Universitäten

Bereits vor zwei Jahren wurden Daten zum Studiengang Mineralogie in Deutschland erhoben, die eine wichtige Grundlage zur Orientierung in der geowissenschaftlichen Ausbildung bieten sollen. Ein Teil dieser Daten wird in Übersichtsdiagrammen mit kurzen Erläuterungen auf unserer Website (http://www.palmod.uni-bremen.de/FB5/kristall/umfrage/minstk.htm) in Bremen präsentiert. An 30 Standorten, an denen man Mineralogie schwerpunktmäßig studieren kann, sind momentan ca. 2000 Student(inn)en eingeschrieben. Die folgende Karte zeigt die Studienorte, an denen ein Diplomabschluss mit Schwerpunkt Mineralogie absolviert werden kann.

Es muss damit gerechnet werden, dass einige Ausbildungsstätten geschlossen, organisatorisch zusammengelegt oder umorganisiert werden können. In Göttingen und Hannover wurden die Studiengänge jeweils zu einem Studium der Geowissenschaften umstrukturiert, an der TU Berlin zu einem Studium der Angewandten Geowissen-schaften; dies ist in den verfügbaren Statistiken noch nicht vollständig eingearbeitet. Ähnliche Überlegungen zur Umstrukturierung gibt es auch an anderen Standorten, wie z.B. in Bochum und Bremen. Es sei noch darauf hingewiesen, dass einige Studiengänge der Geologie durchaus auch mineralogische Schwerpunkte anbieten. So besteht z.B. in Clausthal Zellerfeld auch nach der Integrierung der Mineralogie in einen Gesamt-studiengang Geologie weiterhin die Möglichkeit, ein mineralogisch ausgerichtetes Studium zu absolvieren.

Die vorliegenden Daten wurden schon häufig als Grundlage zur Diskussion der Um-strukturierung geowissenschaftlicher Studiengänge genutzt. Es wäre allerdings unbe-dingt wünschenswert, diese Daten auf einen aktuellen Stand zu bringen, um die Über-sicht über die mineralogische Ausbildung in Deutschland zu wahren. Somit möchte ich alle Kollegen und Kolleginnen bitten, möglichst umgehend Änderungen, insbesondere in Prüfungs- und Studienordnungen mitzuteilen, damit die Daten aktualisiert werden können.

Aus den bisherigen Angaben können wir aber schon einige Aussagen ableiten: Das Grundstudium der Mineralogie an den verschiedenen Standorten unterscheidet sich stärker, als man an Hand der jetzt gültigen Rahmenordnung Mineralogie vermuten könnte. So betrug z.B. die Pflichtausbildung im Nebenfach Chemie in Darmstadt über 60 Semesterwochenstunden (SWS), während sie an einigen anderen Orten nur mit ca 10 SWS angeboten wird. (Bei den Angaben zu den SWS werden Blockkurse über mehrere Tage in SWS angegeben, indem die Anzahl der Tage durch 2 dividiert und in SWS ausgedrückt wird). Optik und Mikroskopie werden z.B. in Bremen nicht im Grund-studium angeboten, während für diese Ausbildung z.B. in Freiberg 11 SWS im Grund-studium vorgesehen sind. Ähnliche Diskrepanzen gibt es in der kristallographischen Ausbildung. Dies erschwert sicher in bestimmten Fällen einen Studienplatzwechsel nach dem Vordiplom. Es ist allerdings oftmals schwierig zu beurteilen, welche Anteile wirklich im Studium vorgesehen sind. So werden, durchaus im Sinne einer modernen Ausbildung, neue oder übergeordnete Veranstaltungstitel gewählt, die nicht immer eine genaue Zuordnung zu den "klassischen" Fächern gestatten.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Datenerhebung ist die Erfassung des Werdegangs unserer Studenten und die Verteilung der im Beruf stehenden Mineralogen auf die einzelnen Berufszweige. Dies soll zum einen aufzeigen, welche realistischen Berufs-chancen unsere Studenten tatsächlich haben, und zum anderen einen Überblick geben, in welchen Industriezweigen hauptsächlich Mineralog(inn)en beschäftigt werden. Die statistischen Daten dazu sind bislang nicht sehr umfangreich, da viele Kollegen aus Gründen des Datenschutzes diese Informationen nicht zur Verfügung stellen. Da jedoch nur Zahlenangaben zur Verteilung auf die einzelnen Zweige gemacht werden, und keinerlei Namen veröffentlicht oder weiterverwendet werden, sollte der Datenschutz gewährleistet sein. Ich bitte also vor allem zu diesem Punkt um weitere Angaben. Inzwischen sind der Werdegang von ca. 400 Student(inn)en und die Tätigkeitsbereiche von ca. 150 beruflich tätigen Mineralog(inn)en erfasst. Aus dem letzten Diagramm geht hervor, dass die meisten Mineralog(inn)en im Bereich Steine und Erden tätig sind, sowie in der Umweltmineralogie und in der Chemie- und Keramikindustrie. Insbesondere der relativ hohe Anteil in der chemischen Industrie zeigt, dass in unserem Studium eine Ausbildung vermittelt wird, die auch über den engeren Bereich unseres Faches von Interesse ist; dies unterscheidet sich deutlich von früheren Zeiten, wo die Offenheit der Industrie bezüglich der Mineralogie wesentlich geringer war. Dies zeigt, dass sich die Ausbildungspolitik in der Mineralogie, die sich verstärkt auch den angewandten Aspekten zuwendet, auf dem richtigen Weg ist. Umso wichtiger ist es, dass wir auch bei den anstehenden Umstrukturierungen der Studiengänge diese Anteile wahren. Es hat sehr lange Zeit gebraucht, bis sich das Profil der Mineralogin und des Mineralogen auch außerhalb unseres Faches etabliert hat. Dies sollten wir auch zukünftig weiter stärken. Sicher wird es unsere Aufgabe sein, dies auch den Studienanfänger(inne)n zu vermitteln. Dafür mögen die hier erstellten Übersichten eine Hilfe sein.

Die folgenden Säulendiagramme zeigen die Stundenverteilung im Grundstudium der Mineralogie bzw. der Geowissenschaften mit Schwerpunkt Mineralogie in den ersten vier Semestern (Aachen: drei Semester Grundstudium). Nach unten gerichtete Säulen stellen Stundenzahlen in Wahlpflicht-Fächern dar, die nur anzusetzen sind, wenn das entsprechende Fach im Vordiplom gewählt wird.

Im einzelnen finden Sie für jede Universität Angaben über die Gesamtstundenzahl (erstes Säulendiagramm) sowie die Stundenzahlen für (in der Reihenfolge der Dia-gramme) Mineralogie/Petrologie-Geologie-Lagerstättenkunde (Mineralogie/PGL), Geo-logie/Paläontologie, Kristallographie, Optik, Geophysik, Chemie, Physik und Mathematik. Schließlich (letztes Säulendiagramm) sind die Arbeitsfelder in der Wirtschaft auf der Basis von 200 erfassten Industriemineralogen aufgeführt. Davon sind 69 in dem Netzwerk der KTM (Kommission für Technische Mineralogie, zur Verfügung gestellt von Herrn Dr. Mederer, Niedersächsisches Landes-amt für Bodenforschung) erfasst, die übrigen stammen aus dieser Datenerhebung.

Gesamtstundenzahl

Mineralogie - Petrologie, Geochemie, Lagerstättenkunde

Geologie / Paläontologie

Kristallographie

Optik

Geophysik

Chemie

Physik

Mathematik

Mineralogen in der freien Wirtschaft

 

Quelle: Umfrage im Auftrag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft

Ich danke allen, die an den jeweiligen Standorten zu dieser Datenerhebung beige-tragen haben. Die Daten wurden mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Sollten falsche Eintragungen vorgenommen sein, bitte ich um entsprechende Hinweise.

Reinhard X. Fischer, Fachgebiet Kristallographie im Fachbereich Geowissenschaften der Universität, Klagenfurter Straße, 28359 Bremen. Tel: 0421 218-3421, Fax: 0421 218-7123, email: rfischer@min.uni-bremen.de.

Ich danke Herrn G. Dörsam, Herrn S. Preiss und Herrn A. Piotrowski (Bremen) für die Erstellung der Diagramme.

Im November 1999, Reinhard X. Fischer

Bremen