"EuroClay 1999", Kraków, Polen, 5. – 9. September 1999

Alle vier Jahre lädt die "European Clay Groups Association (ECGA)" zur dieser in der Welt der Tonmineralogie herausragenden Veranstaltung innerhalb Europas ein. Wie auch schon 1995 mit Leuven (Belgien) wurde unter der Präsidentschaft von Emilio Galan aus Sevilla ein vom Stadtbild äußerst reizvoller Tagungsort ausgewählt. Kraków ist im Jahr 2000 Kulturhauptstadt Europas und viele Bauwerke stehen unter dem Schutz der Unesco. Der Marktplatz ist besonders beeindruckend und lädt abends zum Verweilen und zu einem Glas guten polnischen Bieres ein.

Die Wahl eines osteuropäischen Landes ermöglichte vielen Forschern und Foscherinnen aus dieser Region, erstmals an einer derartigen internationalen Tagung teilnehmen zu können. Spezielle Förderprogramme dienten ebenfalls zur Unterstützung des Reisebudgets dieser Zielgruppe.

Wie auch sonst häufig in der Mineralogie ist gerade in der Tonmineralogie ein sehr breit gefächerter, interdisziplinärer Zirkel von Wissenschaftlern (mehr als 300 Teilnehmer, davon 45 aus Deutschland) mit der Erforschung dieser feinstkörnigen, kolloidalen Teilchen beschäftigt.

Mineralogen, Geologen, Chemiker, Bodenkundler, Physiker, Ingenieurwissenschaftler diskutierten jeweils aus ihrem speziellen Blickwinkel die neuesten Entwicklungen auf diesem Feld – und lernten viel voneinander. Vertreter der Industrie diskutierten mit Grundlagenforschern über Probleme und Lösungen aus ihren speziellen Anwendungsbereichen.

Das wissenschaftliche Programm wurde aus 15 Symposien und drei Postersessions aufgebaut. Dabei erreichte die Anzahl der vorgestellten Poster täglich eine Zahl zwischen etwa 80 und 90 bei insgesamt 165 Vorträgen in bis zu vier parallelen Sessions.

In den Symposien wie "New techniques of clay research" wurden weitreichende Neuerungen der Tonforschung vorgestellt.

Verbesserungen im Verständnis der Tonkristallographie brachte das Symposium "Order-disorder features in clay minerals".

Mehr geowissenschaftliche Interessen wurden bei "Particle size analysis in clay science", "Low-grade metamorphism of sheet silicates", "Clay minerals as tools in basin analysis", "Comparison between alterations of sea floor and land-based basalts" und "Origin of clay minerals" verfolgt.

Die chemischen Verwitterungsprozesse wurden im Symposium "Clays in soils and weathering" behandelt.

Auf betont anwendungsbezogene und chemische Ausrichtung zielten die Themengruppen "Hydrotalcite-type anionic clays (layered double hydroxides)", "Clay barriers and waste management", "Surface modification of clay minerals and application of such materials", "New developments in the traditional applications of clays" und "Physical and chemical properties of clays". Anhand dieses größten Themenkreises läßt sich ermessen, welche herausragende Rolle Tone und Tonminerale in den verschiedensten Anwendungsbereichen in der Industrie und im Alltagsleben spielen.

Im Anschluß an das von Jan Srodon aus Kraków und seinen Mitarbeitern ausgerichtete Meeting wurde der "Vivaldi-Award" an Peter Uhlik (Slowakei) verliehen und etwa 100 Teilnehmer fuhren durch die interessante Bergwelt des Grenzgebietes zwischen Polen und der Slowakei zum Post-Konferenz-Workshop "Clays in Environment" nach Banska Stavnica in der Slowakei. Dieser Ort steht mit der Bergakademie Freiberg/Sachsen im Wettstreit um den Titel "älteste Montanuniversität der Welt". Abends gab es die Gelegenheit, die in der Region traditionell gefeierte "Salamanderparade", ein Umzug mit historischen Darbietungen, zu bewundern. Die sehr anschaulich und detailliert ausgearbeitete Exkursion bot einige tonmineralogische Highlights, zeigte jedoch ebenfalls die Probleme eines relativ armen Landes im Umgang mit "acid mine drainage" auf. Auch während des Workshops, der von Vladimir Sucha, Peter Komadel und Jana Madejova (alle Bratislava) geleitet wurde, gab es themenbezogene Posterausstellungen und insgesamt acht Vortragsbeiträge.

Im Anschluan diese Konferenz lud der neu gewählte ECGA-Präsident, Gerhard Lagaly aus Kiel, zusammen mit seiner ECGA-Sekretärin, Faiza Bergaya aus Orléans, zum nächsten Euroclay-Meeting 2003 nach Italien ein.

Ich möchte an dieser Stelle auch zur Teilnahme an den Tagungen der Deutschen Ton- und Tonmineralgruppe (DTTG) anregen, deren nächste Konferenz 2000 in Zürich (www.igt.ethz.ch) vom Team des berühmten Claylab ausgerichtet wird.

Reiner Dohrmann

Institut für Mineralogie und Lagerstättenlehre der RWTH Aachen

email: dohrmann@rwth-aachen.de