"Eehne, meehne muh und drin bist Du" – die Wahlverfahren der DMG

 

Den Wahlverfahren der DMG haftet – zumindest so lange, wie ich mich bei meiner langjährigen Mitgliedschaft entsinnen kann – das "Gerüchle" an, es würden Pöstchen innerhalb eines inneren Kreises verschoben und die Mitgliedschaft wäre ungenügend an der Kandidaten/innen-Findung beteiligt und hätte damit letztenendes zu wenig Einflußmöglichkeiten bei der Wahl. Die folgenden Zeilen sollen dazu dienen, Mißverständnisse abzubauen, das Verfahren transparenter zu machen und die Mitglieder zu motivieren, sich stärker als bisher zu engagieren, sei es als Kandidaten/innen, sei es als Wähler/innen.

Die Kandidaten/innen-Aufstellung erfolgt sowohl nach der alten Satzung als auch nach der geplanten neuen Satzung in zwei Schritten

Details finden sich in den jeweiligen Satzungen und Statuten. Je nach Funktion wird entweder geheim und schriftlich (bisher in der MV, ab Herbst 2000 durch Briefwahl aller Mitglieder), oder in offener Abstimmung in der MV gewählt. Die Wähler/innen sind nicht an die Namen der Kandidaten/innen-Liste gebunden. Schließlich gibt es noch einige Funktionen in der Gesellschaft, bei denen der Vorstand ernennt.

In der Praxis gab es bisher nur relativ wenige Nominierungen zusätzlich zum Wahlvorschlag des Vorstandes, und in der Regel wurden die vom Vorstand vorgeschlagenen Kandidaten/innen auch mit großer Mehrheit gewählt – und hier liegt der wesentliche Grund für ein allgemeines, wenn auch meist nur diffuses Unbehagen, in der Regel nicht gegenüber einzelnen gewählten Personen, sondern gegenüber dem Verfahren.

Nun wird man auch in Zukunft nicht auf die Kandidaten/innen-Liste des Vorstandes verzichten können. Der Vorstand muß bereits im Vorfeld der MV dafür sorgen, daß zumindest für alle von der Satzung vorgeschriebenen Funktionen zumindest ein/eine Kandidat/in verfügbar ist. Die koordinierte Vorschlagsliste des Vorstands ist außerdem im günstigen Fall ein "Gesamtkunstwerk" (Bayreuth’s Wagner läßt grüßen), in dem auch die angemessene Repräsentanz verschiedener Fachrichtungen innerhalb der DMG, die regionale Verteilung, die Vorschläge einzelner Gruppierungen, die Vernetzung mit anderen Gesellschaften etc. soweit wie möglich berücksichtigt ist. Dies ist bei weitgehend ad-hoc-Nominierungen von Einzel-Kandidaten/innen in der MV nicht zu erreichen.

Es ist keineswegs so, daß vor der Tür des Vorstands ständig machtgeile Wissenschaftspolitiker/innen oder Spezis stünden und um Pöstchen buhlten. Ganz im Gegenteil: Der Vorstand tut sich nicht leicht, Mitglieder zu überzeugen, für die sämtlich ehrenamtlichen Funktionen in der Gesellschaft zu kandidieren, die ja im allgemeinen mit viel Arbeit und wenig Glanz und zum Teil auch mit zusätzlichen Lasten versehen sind. Ich darf berichten, daß der jetzige Vorstand "zum Jagen getragen" worden ist, wie wahrscheinlich andere vor ihm auch.

Was können wir alle gemeinsam tun, um die Akzeptanz des Wahlverfahrens zu verbessern? Es ist zu hoffen, daß die Abstimmung über den von der MV verabschiedeten Kandidaten/innen-Vorschlag durch die Briefwahl aller Mitglieder, die erstmalig im Herbst dieses Jahres praktiziert werden wird, die Wahlen auf eine breitere Grundlage stellt und damit die Legitimation der Gewählten stärkt. Der Vorstand wird sich zusätzlich bemühen, in Zukunft frühzeitig eine Liste der zu wählenden Funktionsträger zu veröffentlichen, vermehrt jüngere Kandidaten und insbesondere Kandidatinnen vorzuschlagen und bei einigen Funktionen mehr als eine/n Kandidaten/in aufzustellen, um so eine echte Wahl selbst dann zu ermöglichen, wenn keine zusätzlichen Vorschläge aus dem Kreis der Mitglieder kommen. Aber die Ressourcen sind knapp und der wichtigste Beitrag zur weiteren Verbesserung des Wahlverfahrens – realiter und in der Perzeption – muß von den Mitgliedern der DMG kommen: Kandidieren Sie selbst!

Wenn Sie sich diesen Ruck gegeben haben, können Sie gern frühzeitig gegenüber dem Vorstand ein Rauchzeichen absondern, so daß er ggf. Ihren Namen mit in die Vorstandsliste einbaut. Und falls der Vorstand das dann doch nicht tut (aus welchen Gründen auch immer und nicht notwendigerweise aus Bosheit), sind Sie immer noch frei, auf der Mitgliederversammlung zu kandidieren.

Ich hoffe auf mehr als Ihr wohlwollendes Interesse, ich hoffe auf Ihre aktive Teilnahme zum Wohl der Gesellschaft.

Friedrich Seifert, Bayreuth