Kommunikationsdefizit zwischen "älteren" und "jüngeren" Mitgliedern der DMG?

Kommentar zu einem Brief von A. Holzheid, DMG-Mitteilungen, Januar 2000

Frau Holzheid beruft sich in ihrem Beitrag (S. 78) auf ein Gespräch, das wir im Oktober 1999 bei einer abendlichen Nachspielzeit im Rahmen eines DFG-SP-Kolloquiums geführt hatten. Als frisch gekürter "stellvertretender Vorsitzender" war ich natürlich besonders hellhörig, als das – nicht ganz neue – Thema der mangelnden Kommunikation auf den Tisch kam. Ich selbst hatte das sich daraufhin entwickelnde Gespräch als ein durchaus positives Beispiel einer Kommunikation zwischen "jung" und "alt" in Erinnerung.

Hat Frau Holzheid recht? Einige der "jüngeren", die ich gefragt habe, stimmen nicht zu. Wenn aber andere dies in der Tat so empfinden, liegt es daran, daß die Kommunikationskanäle wirklich fehlen, oder werden die vorhandenen Möglichkeiten einfach nicht optimal genutzt? Mein Eindruck ist, daß die bestehenden Kommunikationswege noch nicht optimal ausgeschöpft werden. Einige sind neu. Ein kurzer Überblick erscheint angebracht.

Wissenschaftliche Gesellschaften werden im allgemeinen zum Zweck der Kommunikation begründet und eines der beiden Hauptziele der DMG laut Satzung ist es dementsprechend "die persönlichen und wissenschaftlichen Beziehungen der Mitglieder zueinander zu pflegen". Hier ist kein Richtungsvektor oben-unten bzw. unten-oben eingebaut. Der Vorstand soll die Pflege koordinieren; die persönlichen und wissenschaftlichen Beziehungen sollten aus der Gesellschaft, die gemeinsame Ziele und Interessen verfolgt, doch selbst entstammen. Kommunikation findet statt bei der DMG zunächst auf ihren Jahresversammlungen, den Sektionstagungen, den Workshops etc (mit besonderer Unterstützung der studentischen Teilnehmer). Die letzte Tagung in Wien war überdurchschnittlich gut besucht. Intensiver und extensiver Gedanken-austausch konnte an den Posterwänden, in den Kaffeehäusern und beim Heurigen durchaus beobachtet werden. Hier konnte ich, wie in den meisten früheren Jahren keine wesentlichen Defizite feststellen.

Mir scheint aber, daß sich das von Frau Holzheid angesprochene Kommunikationsdefizit eher auf andere, formalere Aspekte der Strukturen und der Führung der Gesellschaft bezieht. Wer von uns hat nicht hinter, manchmal auch nur teilweise vorgehaltener Hand (und nicht nur von manchen "Jüngeren") vom "Kaninchenzuchtverein", vom "Professorenklub" bzw. von der "Vetternwirtschaft" gehört? "Ich habe Besseres zu tun, als in die Mitgliederversammlung zu gehen". "Man kann ja sowieso nichts ändern". Solche Äußerungen machen die, die sich ehrenamtlich einbringen, sehr betroffen. Deshalb suchen sie ihrerseits ja auch aktiv die Kommunikation.

Eine echte Kommunikation kann meiner Meinung aber nur dann funktionieren, wenn wir uns – frei nach John F. Kennedy – an folgenden Leitspruch halten: Frage nicht, was kann Deine Gesellschaft für Dich tun, sondern, was kannst Du für Deine Gesellschaft tun! Und hier muß doch festgehalten werden, daß für die Kommunikationswege insbesondere in der letzten Zeit sehr viel getan worden ist, sowohl durch die Initiativen einzelner Mitglieder als auch durch den Vorstand selbst. Hier sind vor allem zu nennen:

Sind die Kommunikationsmöglichkeiten also wirklich so mangelhaft? Würde sich Entscheidendes ändern, wenn, wie von Frau Holzheid angeregt, wir ein studierendes Mitglied per Satzung im Vorstand vorschreiben? Zur Zeit wird an einer neuen Satzung gearbeitet, die zeitgemäß, flexibel und vereinfachend sein soll. Hier will man ausdrücklich weg von der formalisierten Etablierung von Mitgliedschaft im Vorstand nach Standeskriterien. Man kann sich mit solchen Formalien leicht ein Bein stellen. Denken wir an die Schwierigkeiten vor ca. 3 Jahren, einen Vorsitzenden für KTM zu finden – die Satzung sagt aus, daß es kein Hochschulmineraloge sein darf, und was macht man, wenn sich niemand von außerhalb der Hochschule zur Verfügung stellt? Die Struktur der Gesellschaft – besonders in der vorgeschlagenen neuen Satzung – bietet reichlich Gelegenheit, Funktionen wahrzunehmen und Ideen in den Vorstand einzubringen. Wer etwas in der DMG bewegen will, ist ausdrücklich zur Kandidatur aufgerufen!

Ich stelle fest, daß die Kommunikationswege bereits vorhanden und geebnet sind. Wichtiger wäre es, diese auszuloten und optimal zu nutzen. Jedes Mitglied ist willkommen, sich auf der Mitgliederversammlung zu äußern. Das ist nicht Jeder(mann/frau)s Sache? Dann kann schon vorab ein Tagesordnungspunkt schriftlich eingereicht werden. Gibt es einen konkreten Antrag, so wird sich kein Vorstand prinzipiell verschließen, den/die Antragsteller/in zur nächsten Vorstandssitzung als Gast einzuladen und mit ihm/ihr zu diskutieren. Der Redakteur der DMG-Mitteilungen (ab diesem Heft DMG-Forum) begrüßt kritische und lebendige Beiträge aller Mitglieder (wie bei Frau Holzheid geschehen) und zieht zu Recht solche Artikel einer ebenfalls denkbaren "Hofberichterstattung" aus Vorstandssitzungen vor.

Liebe DMG-Mitglieder, nehmen Sie alle diese Möglichkeiten, aber auch das persönliche und zwanglose Einzelgespräch in der Gesellschaft wahr. Wenn spezifische Probleme bedrücken, formulieren Sie – auch im Sinne von Frau Holzheid im Rahmen einer Interessengemeinschaft – Ihr Anliegen konkret, damit Entscheidungs- und Handlungsgrundlagen entstehen können. Seien Sie bereit, in diesem Sinne auch aktiv "mitzuhandeln". Ich glaube, die Kommunikation in der DMG ist weit besser als ihr Ruf, aber die weit offenstehenden Kanäle und pipe-lines müssen aktiv und konkret genutzt werden. Passives und unzufriedenes Abwarten auf das Wort vom anderen Ende reicht nicht, wenn das andere Ende vom anstehenden Problem nichts weiß.

Walter Maresch, Bochum