TEM, AFM, STM und REM für Studenten: Short Course "Modern Developments in Microscopic Methods"
3. - 6. 4. 2000, Münster

Im Rahmen des neuen Doktorandenprogrammes der DMG fand vom 3. bis 6. April. 2000 der erste Short Course "Imaging Techniques" an der Universität Münster unter der Leitung von Prof. Andrew Putnis, mit tatkräftiger Unterstützung von Dr. Udo Becker, Dr. Dirk Bosbach, Dr. Michael Enders und Dr. Ute Golla vom Mineralogischen Institut Münster und Dr. Michael Rodewald (JEOL) statt. 14 Doktoranden und Postdoktoranden aus ganz Deutschland, der Schweiz und Frankreich nahmen daran teil. Der in Englisch durchgeführte Kurs unterteilte sich in vormittägliche Theorievorlesungen und nachmittägliche Praktika. Die Organisation, Präsentation und der didaktische Aufbau des Kurses waren generell gut durchdacht, wenn auch die Anfertigung und Ausgabe eines Skriptes zur Vor- und Nachbereitung -wie von vielen gewünscht und angeregt- dem wohl sehr engen Terminplan des Kursleiters zum Opfer fiel. Jedoch boten ersatzweise die Kaffepausen die Chance, spezifische Probleme und Fragen sowie Literaturwünsche zu besprechen, wobei sich die Dozenten ausreichend Zeit nahmen. Unvermeidliche, kleinere Terminverschiebungen fanden zwar auf Grund äusserer Umstände statt, wurden jedoch mit grosser Flexibilität und Engagement von den Kursleitern gemeistert.

Die vormittäglichen Vorlesungen stellten ein breites Spektrum von theoretischen Grundlagen bis hin zu anwendungsbezogenen Details vor und ermöglichten den Hörern einen schnellen und kompetenten Einstieg in die Materie. Die Vorlesungen wurden von den jeweiligen Dozenten ausführlich mit Bildmaterial ausgekleidet und erlaubten, selbst denen unter uns ohne grosses Vorwissen, Einblicke in die Techniken, Anwendungs-möglichkeiten sowie einige der "trickreichen" Hintergründe der verschiedenen Methoden zu gewinnen. Besonders wichtig war es, die Limitationen der verschiedenen Methoden kennenzulernen, welche auch eingehend und offen diskutiert wurden, um den Hörern ein Grundverständnis zu vermitteln, inwiefern eine Methode bei einer spezifischen Fragestellung erfolgversprechend ist.

Die nachmittäglichen Praktika wurden in kleinen Gruppen mit bis zu fünf Studenten abgehalten, um auch dem Einzelnen das echte "hands on"-Gefühl zu ermöglichen. Dabei wurde eine Übung am TEM (Transmission Electron Microscope) und eine weitere Übung am AFM (Atomic Force Microscope) sowie am SEM (Scanning Electron Mikroscope) direkt am Mineralischen Institut abgehalten. Eine weitere Übung befasste sich im Computer-Labor mit theoretischer Modellierung von Kristallstrukturen sowie einer Besichtigung des STM (Scanning Tunneling Microscope) am Physikalischen Institut der Universität Münster. Im Rahmen der Praktika wurde an aktuellem Forschungsmaterial der

Bild 1. "SEM image" eines Pyroxen Kristall-Fragmentes mit ausgeprägter Spaltfläche in der Bildmitte. Der Kristall stammt aus Miozänen pyroklastischen Ablagerungen von Gran Canaria. Scale bar ist 100 microns.

 

jeweiligen Dozenten sowie an mitgebrachtem Probenmaterial der Studenten gemessen und experimentiert (Fig.1.), gefolgt von regen Diskussionen in der Gruppe und in Einzelgesprächen, um abzuwägen, inwieweit eine spezifische Methode auf die Frage-stellungen des Einzelnen anwendbar sind.

Neben der fachlichen Seite gab es natürlich eine Reihe anderer Aspekte, die als nicht weniger wichtig einzustufen sind. Ein Grossteil der Studenten war im Neuen Jugendgästehaus Münster untergebracht, was einen intensiven Erfahrungs- und Ideen-austausch unter den Studenten ermöglichte. Metamorphe Petrologen, Kristallographen, Mineralogen, Materialwissenschaftler und Magmatische Petrologen gaben sich gegenseitig Tipps und verrieten Tricks für die Analytik, sowie Details verschiedener Methoden bei der Anwendung zu den unterschiedlichsten Fragestellungen. Weiterhin nahm die Diskussion um die beruflichen Perspektiven in den einzelnen Disziplinen breiten Raum ein. All dies geschah natürlich weniger im Hörsaal, sondern am Abend in der gut ausgebildeten Kneipenlandschaft der Münsteraner Altstadt. Zusammenfassend ist der Kurs als sehr erfolgreich -sowohl fachlich als auch privat- für die Teilnehmer einzustufen. Mit grossem Nachdruck haben die Teilnehmer die Fortführung sowie die Ergänzung des "Short Course"-Programmes der DMG befürwortet. Es bleibt nun inständig zu hoffen, dass weitere Arbeitsgruppen, moderne aber auch klassische Forschungsgebiete für dieses DMG-Programm offerieren und somit für den Nachwuchs interessante Kursmöglichkeiten hinzukommen und dass "Short Courses" in Zukunft hoffentlich regelmässig/öfters angeboten werden.

Besonderer Dank gilt zuzdem der DMG für die Reisekostenunterstützung der ortsfremden Teilnehmer und Frau C. Alex vom Sekretariat des Mineralogischen Institutes, die mit viel Freundlichkeit die Organisation bewältigte und durch mehrere Telefonate kleine und größere Unklarheiten, die im Jugendgästehaus auftauchten, klären konnte.

Bild 2 – Titelbild. "AFM image" der zentralen Spaltfläche des Pyroxenkristalls aus Bild 1. Auffällig sind die beiden diagonal laufenden Kanten, die ein Atomlagenrelief repräsentiren. Die Bildweite beträgt 1.5 microns. Die rundlichen Gebilde auf der Oberfläche sind Staubkörner.

Valentin Troll, Kiel, Robert Schmid, Potsdam