"Mineral Surface Reactivity: EuroConference on The Interaction of Mineral Surfaces with Organic and Inorganic Species in Aqueous Solution: Experiment and Theory."
San Feliu de Guixols, Spanien, 27. Mai – 1. Juni 2000

Ein zentraler Punkt vieler Prozesse – ungeachtet ob bei industriellen Abläufen oder in der Natur auftretend – liegt im Verständnis der Reaktivität von Mineraloberflächen. Leute zusammenzubringen, die zwar an unterschiedlichen Fragestellungen arbeiten, deren Gemeinsamkeit aber darin liegt, nach Lösungen zu suchen, die ganz wesentlich von der Reaktivität der Mineraloberflächen beeinflußt sind, ist daher ein gutes Beispiel wie durch Interdisziplinarität gefördert werden kann, den eigenen Lösungen näher zu kommen. Den Veranstaltern der Tagung ist dies durch die Auswahl und Breite der Schwerpunkte im Programm sehr gut gelungen. So wurden neue Erkenntnisse und Entwicklungen vorgestellt sowohl im Bereich der Biomineralisation oder der Geomikrobiologie als auch im Bereich der Adsorption von Schwermetallen oder organischen Schadstoffen auf Mineraloberflächen oder der Beeinflussung von Kristallisationsvorgängen bei industriellen Prozessen wie der Ölförderung, um nur ein paar der insgesamt vertretenen Themen zu nennen.

Der letzte Teil des Titels der Tagung "Experiment and Theory" weist aber auch noch auf ein anderes Anliegen der Veranstalter (Chairman: Andrew Putnis (Münster), Vice-Chairman: Martin Dove (Cambridge)). Während es in den letzten Jahren gelang, die Kenntnisse über Wechselwirkungen von Mineraloberflächen und wäßrigen Lösungen durch experimentelle Ansätze deutlich zu verbessern, so wird doch der Bedarf, die Wechselwirkungen auch modellieren zu können, immer offensichtlicher. Der Idee, experimentell und theoretisch arbeitende Leute zum gegenseitigen Austausch zusammenzubringen, zog sich wie ein roter Faden erkennbar durch die ganze Tagung und war vielleicht ganz allgemein der Punkt, der am besten stimulierte und wohl wirklich alle Teilnehmer erfaßte.

Darüber hinaus gelang es den Veranstaltern, viele international sehr geachtete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Vortrag zu laden. Die hohe Qualität dieser Beiträge, gemeinsam mit dem breiten Spektrum der Beiträge aus dem Teilnehmerfeld, ermöglichte auch den zahlreich anwesenden Studierenden, die aus nahezu allen europäischen Ländern kamen, einen sehr guten Überblick über den Stand der Forschung im Bereich der Reaktivität von Mineraloberflächen zu gewinnen. Als sich schließlich abends all die Bewohner dieses gemeinsamen europäischen Hauses an der Hotelbar oder der Promenade des Ortes einfanden, um den Tag zu beschließen, entstand im Stimmengewirr ein faszinierendes Stück einträchtig zusammen gelebter europäischer Vielseitigkeit. Manch carnophiler Zeitgenosse mochte dabei auch die fischreiche Kost vergessen. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf den für das Jahr 2002 angekündigten zweiten Teil der Tagung – gerne auch wieder mit viel Fisch.

Guntram Jordan, Bochum