Dr. Hans Dietrich Trochim, Studienprofessor a.D.
4.8.1928 – 30.9.2000

Am 30. September 2000 verstarb Hans Dietrich Trochim in Bochum nach schwerer Krankheit. Er trat seinem nicht mehr entrinnbaren Schicksal mit der gleichen Festigkeit entgegen, mit der er sein Leben lang im Beruf Probleme erkannt und gelöst, und in den letzten Jahrzehnten so manche gesundheitliche Krise gemeistert hatte. Seine Familie hat ihn bis zum letzten Augenblick betreut und begleitet.

Hans Dietrich Trochim wurde am 4.8.1928 in Hofgeismar geboren. Er erlebte die Kriegswirren als junger Soldat und kam schwerverwundet vom Krieg nachhause. Seinem Abitur am Realgymnasium in Hofgeismar folgten von 1947 bis 1949 Tätigkeiten im Erz-, Salz- und Braunkohlenbergbau in Hessen und im Ruhr-Bergbau in der Zeche Prinz-Regent in Bochum. Von 1950 bis 1956 studierte er Geologie an der TH Darmstadt und verwaltete dann bis 1960 eine Wiss. Assistentenstelle an der Universität Freiburg, wo er im nämlichen Jahr in Mineralogie/Petrographie promovierte. Danach blieb er dort bis 1966 Wissenschaftlicher Assistent. Anschließend zog er an die neugegründete Ruhr-Universität nach Bochum um, wo er Basisarbeit für die Gründung des Lehrstuhls für Mineralogie/Petrologie leistete und rasch vom Kustos bis zum Studienprofessor aufstieg. Am 10.8.1993 trat er in den Ruhestand.

Hans Dietrich Trochim war in Bochum ein Mann der ersten Stunde. Drei Jahre bevor das Institut für Mineralogie seine Räumlichkeiten im Gebäude NA beziehen konnte, begann er bereits mit Aufbau- und Entwicklungsarbeiten der Mineral- und Gesteinssammlungen. Dies sollte sein großes Lebenswerk werden. Unter seiner schöpferischen Hand und durch die breit angelegte Geländetätigkeit des neuen Instituts entstanden Sammlungen, die heute ca. 20.000 Mineral- und 24.000 Gesteinsproben umfassen. Damit ist dies international eine der bedeutenden petrographischen Sammlungen und sicherlich die bedeutendste von allen nach dem 2. Weltkrieg gegündeten Universitäten in Deutschland. Sein liebevoller Bezug zur praktischen Ausbildung im Gelände war Basis vieler exzellent organisierter und begeisternder Studentenexkursionen. Wo andere nur "Handstücke" schlugen und sammelten, waren es bei Hans Dietrich Trochim seine wohl-formatierten "Fußstücke".

Hans Dietrich Trochims Schwerpunkte in der Lehre waren die Mineralogisch-Optischen Bestimmungsmethoden und die Spezielle Mineralogie, die er sowohl an der Ruhr-Universität als auch in Form von Lehraufträgen an den Nachbaruniversitäten vertrat. Es wird wohl kaum einen Studierenden der Geowissenschaften in Deutschland geben, der nicht die "Tröger-Bände" – an denen Hans-Dietrich Trochim mitgewirkt hat– zur optischen Bestimmung der gesteinsbildenden Minerale zu Rate gezogen hat. Darüber hinaus hat er durch populärwissenschaftliche Aktivitäten an Volks-hochschulen das Bewußtsein für die Mineralogie einer breiten Öffentlichkeit nähergebracht. Er war außerdem maßgeblich an der Gründung und am Aufbau der Präparatorenfachschule in Bochum beteiligt, eine Einrichtung, die in Deutschland einzigartig ist. Viele von Deutschlands Präparatoren haben von Hans Dietrich Trochim ihren mineralogischen Ritterschlag bekommen.

Hans Dietrich Trochim strahlte menschliche Wärme aus. Er war gleichermaßen sowohl der Geheimpsychologe des Instituts in Bochum als auch stets ansprechbarer Berater vieler Generationen von Studenten und Studentinnen. Außerdem diente er seinem Fach und seinem Berufsstand über viele Jahre hinweg sowohl in der universitären Selbstverwaltung als auch auf Landes- und Bundesebene im Deutschen Beamtenbund.

Die Arbeitsgruppe Petrologie im neuen Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik wird Hans Dieter Trochim stets in bester Erinnerung behalten, zumal sie tagtäglich von seinem Lebenswerk, der Sammlung, in Lehre und Forschung profitiert.

Walter Maresch, Werner Schreyer, Bochum