In memoriam Prof. Dr. habil. Peter Beuge, Freiberg


Peter Beuge wurde am 11. April 1938 in Sorau/Niederschlesien geboren. Nach Schule und Abitur nahm er 1957 das Studium der Mineralogie in Freiberg auf. Seine wesentlichen akademischen Lehrer waren die Professoren Watznauer, Oelsner, Schrader und Rösler, letzterer später auch sein Mentor bei Promotion und Habilitation. Bei seiner starken Neigung zur chemischen Analytik war es nicht verwunderlich, dass er sich frühzeitig der Geochemie zuwandte.
Nach erfolgreichem Abschluss des Mineralogiestudiums im Jahre 1962 nahm er zunächst eine Tätigkeit beim Geologischen Dienst Freiberg auf, wo er mit geochemischen Prospektionsarbeiten auf Skarne im Erzgebirge beschäftigt war. Im Jahre 1965 holte ihn Professor Rösler zurück an das Mineralogische Institut der Bergakademie Freiberg, an dem er bis zu seinem Tode am 21. Juni 2001 tätig war.
Seine Dissertation zur Geochemie des Quecksilbers, die er im Jahre 1974 abschloss, war eine ihm förmlich auf den Leib geschriebene Aufgabe, bei der er alle seine analytischen Fertigkeiten unter Beweis stellen konnte. Wegen des Mangels an entsprechender Laborausrüstung musste er diese mühselig aus Einzelteilen zusammensetzen, die er oft noch von Studienkollegen aus der Chemie erbetteln musste.
Längere Dienst- und Lehraufträge führten ihn in die Ukraine und nach Syrien. Ab 1988 war er als Hochschullehrer in Mocambique tätig, wo ihn die Wende überraschte. 1989 verteidigte er seine "Dissertation B" (Habilitation) zur Geochemie der Metamorphose.
1991 gehörte Peter Beuge zu den ersten nach neuem Recht berufenen Professoren (C3) an der Bergakademie Freiberg, die seit 1992 Technische Universität Bergakademie Freiberg ist. Seitdem hat er neben seiner ungewöhnlich umfangreichen Lehrtätigkeit viele meist vom BMBF geförderte Forschungsprojekte bearbeitet, die sich mit dem geochemischen Zustand ostdeutscher Flüsse - der Mulde, der Elbe und bis zuletzt der Oder - im Hinblick auf ihre geogene und anthropogene Belastung mit Schwermetallen beschäftigten. Daneben entstanden Arbeiten über Halden und Grubenwässer. Peter Beuge hat dabei etwa 30 Diplomanden und 10 Doktoranden bei ihren Arbeiten betreut. Er war Gutachter in mehreren Habilitations- und Berufungsverfahren. Mehrere Jahre hat er die Sektion Geochemie der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft geleitet, war Mitglied zahlreicher Gremien, darunter auch langjähriges Beiratsmitglied der Gesellschaft für Geowissenschaften. In seiner Stadt Freiberg stellte er seine Erfahrungen als beratendes Mitglied im Ausschuss für Technik und Umwelt des Stadtrates zur Verfügung.
Das sind die nüchternen Lebensdaten des Wissenschaftlers und Hochschullehrers Peter Beuge. Sie sagen jedoch fast nichts aus über den Menschen Peter Beuge, wie ihn seine Familie oder auch seine engsten Freunde, Kollegen und Studenten im täglichen Umgang erleben durften.
Er stellte hohe Ansprüche an sich selbst und folglich auch an die Menschen in seiner Umgebung. Halbherzigkeiten, mangelndes Engagement oder gar Oberflächlichkeit waren ihm zutiefst fremd.
Arbeit war für ihn fast alles, ganz gleich, ob geistige oder körperliche. Er liebte den Einsatz bis zur Grenze der physischen Leistungsfähigkeit. Kälte oder Schmerz, Hunger oder Durst, Entfernung oder Belastung hatten für ihn eine ungleich geringere Bedeutung als für den größten Teil seiner Mitmenschen.
Er war sehr sicher in seinem Urteil, ohne selbstgerecht zu sein. Allgemein bekannt sind seine treffsicheren, oft ironischen, manchmal auch unkonventionellen und sarkastischen Bemerkungen, mit denen er viele kritische Diskussionen entkrampfen und auf ihren rationellen Kern zurückführen konnte. Wegen seiner optimistischen Grundhaltung und seiner pragmatischen Herangehensweise war er ein geschätzter Gesprächspartner sowohl in dienstlichen als auch in persönlichen Belangen.
Opportunismus war ihm in jeder Beziehung fremd. Was er getan hat, hat er getan, weil er selbst es als richtig erkannt hatte und nicht etwa, weil es gerade Mode war oder eine Partei, eine Gewerkschaft oder welche Organisation auch immer einen solchen Aktionismus verlangt hätte. Materielle Werte waren für ihn ohne Belang, zu Geld hatte er keine Beziehung. Auch durch Ämter oder Funktionen Aufmerksamkeit zu erlangen, war für ihn kein erstrebenswertes Ziel. Machtstreben war ihm zuwider. Er war durch nichts zu bestechen.
Daneben zeichnete er sich in hohem Maße aus durch Bescheidenheit und intellektuelle Redlichkeit. Seine Forschung zielte auf Erkenntnis, nicht auf die am Ende vielleicht stehende Publikation. Daher sind seine Arbeiten weniger in offiziellen wissenschaftlichen Zeitschriften zu finden als vielmehr in Forschungsberichten, Sammelbänden und Projektergebnissen. In der Tat nimmt sich seine Publikationsliste eher bescheiden aus, verglichen mit der von ihm geleisteten Arbeit. Die nächste Probennahme, die nächste Analyse waren stets wichtiger, dringlicher und begeisternder als die Abfassung einer Veröffentlichung.
Man könnte vermuten, dass viele dieser Eigenschaften ihm den Abschied von dieser Welt, der ja doch wegen seiner heimtückischen Erkrankung schon längere Zeit erkennbar war, vielleicht etwas leichter gemacht hätten. Wohl gerade deshalb hat er vor allem in den letzten Wochen den immer aussichtsloser werdenden Kampf gegen den Schmerz fast ausschließlich durch Arbeit bekämpft, bis der Körper dem eisernen Willen nicht mehr Folge leisten konnte. Es ist typisch für ihn, dass er seine letzte Vorlesung nur zehn Tage vor seinem Tod hielt.
Doch bei aller Härte gegen sich selbst und einer gewissen Schnoddrigkeit gegenüber seinem Umfeld war er gleichzeitig ein aufmerksamer und hochempfindsamer Beobachter seiner Umwelt. Kaum eine Veränderung in der Natur entging ihm. Vielen seiner Freunde und Kollegen sind seine Vorlieben für seltene, meist selbst gezogene Pflanzen und natürlich sein Hobby als Aquarianer in guter Erinnerung.
In mancher Beziehung war er jedoch ausgesprochen romantisch und verträumt, sowohl in Bezug auf die Natur, auf die Literatur, auf die Musik als auch auf Menschen. Mancher, der ihn näher kannte, wird sich an Peter Beuge als aufmerksamen und ausgezeichneten Gastgeber erinnern. Alles in allem ein hochsensibler Mensch hinter einer nach außen getragenen rauen Schale, die wohl keiner von uns jemals ganz durchbrechen konnte.
Die Gemeinschaft der deutschen Mineralogen hat mit Peter Beuge einen hervorragenden Kollegen und Freund verloren. Wir werden ihn in unserer Erinnerung behalten als einen aufrechten, kompromisslosen und vorbildlichen Wissenschaftler und Menschen.


Werner Pälchen, Robert B. Heimann, Freiberg