Die Bundesministerin für
Bildung und Forschung05. November 2001
Jahr der Geowissenschaften 2002
Aufruf
an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
in den GeowissenschaftenWissenschaft und Forschung sind für den Menschen da. Deshalb müssen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler offen auf die Bürgerinnen und Bürger zugehen und sie in einer verständlichen Sprache ansprechen. Ziel ist es, die Inhalte und Ergebnisse ihrer Forschung erlebbar zu machen und über die Vielfalt, gegebenenfalls auch über die Widersprüchlichkeit von Wissen partnerschaftlich zu diskutieren.
Um den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu intensivieren und mehr Menschen für die Forschung zu interessieren, hat das BMBF gemeinsam mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und den großen deutschen Forschungsorganisationen 1999 die Initiative "Wissenschaft im Dialog" (WiD) gestartet. Dabei soll jedes Jahr ein Wissenschaftsbereich im Vordergrund stehen, damit eine thematische Fokussierung erreicht wird.
Mit dem "Jahr der Geowissenschaften 2002" werden nach dem "Jahr der Physik" und dem "Jahr der Lebenswissenschaften" erneut naturwissenschaftliche Themen in den Blickpunkt gerückt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind aufgerufen, einer breiten Öffentlichkeit, die Chancen und Risiken ihrer Forschung ausgewogen darzustellen.
Im Spannungsfeld zwischen einer immer intensiveren Nutzung unseres Planeten und seiner Ressourcen einerseits, und dem Erhalt des Lebensraums Erde sowie dem Schutz unserer Umwelt bei anhaltendem Wachstum der Weltbevölkerung andererseits kommt den Geowissenschaften besondere Bedeutung zu. Durch die Erforschung der Erde als Ganzes im Sinne einer Erdsystemforschung werden wir alle unserer Verpflichtung gerecht, die Erde als Lebensraum zu verstehen, sie ausgewogen zu schützen und zu nutzen, damit zukünftige Generationen vernünftige Lebensbedingungen vorfinden. Dabei gilt es, auch in der Öffentlichkeit das Bewusstsein zu wecken, dass belastbare Vorhersagen und Zukunftskonzepte für unseren Planeten oft erst aus dessen geologischer Vergangenheit durch gezielte Forschung abgeleitet werden können.
Ziel geowissenschaftlicher Erdsystemforschung ist es, die grundlegenden Prozesse und die Wechselwirkungen des "Systems Erde" zu verstehen, um die Einwirkungen des Menschen auf die natürlichen Gleichgewichte und Kreisläufe zu erfassen. Aufgabe der Geowissenschaften ist es aber auch, in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaften Beiträge zu aktuellen gesellschaftsrelevanten und ökologischen Fragen zu leisten. Der Schutz vor Naturkatastrophen, die Sicherung und umweltverträgliche Gewinnung natürlicher Ressourcen sowie die Beurteilung der Klima- und Umweltentwicklung sind hier wichtige Beiträge.
Was soll mit einem Jahr der Geowissenschaften 2002 erreicht werden?
- Das breite Spektrum geowissenschaftlicher Forschung soll transparent werden und ein lebendiger Dialog, u.a. über folgende Fragen geführt werden: Was leistet moderne geowissenschaftliche Forschung für ein besseres Verständnis des Planeten, auf dem wir leben? Welche Beiträge leisten die Geowissenschaften zu Fragen der Zukunfts- und Daseinsvorsorge wie der Grenzen der Belastbarkeit unseres "Systems Erde"?
- Es soll ein Dialog mit vielen Bürgerinnen und Bürgern - besonders auch mit jungen Menschen - über Bedeutung, Nutzen und Chancen in dem für die Zukunft des Planeten Erde so wichtigen Feld geführt werden.
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen über ihre Arbeit berichten, um damit Menschen für Wissenschaft und Forschung zu interessieren oder gar zu begeistern.
- Gesellschaftlich relevante Gruppen - neben der Politik und Wissenschaft auch die Wirtschaft, Medien, Kunst und Kultur - sollen in den Diskussionsprozess um Wissenschaft und Forschung einbezogen werden.
Bei der Initiierung und kontinuierlichen Fortsetzung dieses Dialogs kommt den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selbst besondere Verantwortung zu. Deshalb wurden Vertreter von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Fachbehörden und Verbände, aber auch Medien, Kunst und Kultur in die Vorbereitungen zum "Jahr der Geowissenschaften 2002" einbezogen mit dem Ziel, einen möglichst breiten und konstruktiven Dialog mit der Öffentlichkeit zu initiieren.
Ich rufe die Wissenschaft auf, sich aktiv und kreativ am "Jahr der Geowissenschaften" zu beteiligen, etwa durch Ausstellungen, Workshops, Tage der offenen Tür, Wissenschaftsfestivals oder auch durch Veranstaltungen gemeinsam mit Schulen. Im Mittelpunkt aller Aktionen soll immer die Information und der Dialog mit der breiten Öffentlichkeit stehen: mit Laien und Experten, mit Journalisten und Politikern und vor allem auch mit Schülern und Jugendlichen.
Für das "Jahr der Geowissenschaften 2002" wurde vom BMBF wieder eine PR-Agentur verpflichtet, die bei der öffentlichkeitswirksamen Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Zusammenhänge durch Unterstützung von Journalisten, Grafikern, und Medienexperten hilft. Das BMBF stellt über die Agentur einen Internetauftritt (www.planeterde.de) mit zentralem Veranstaltungskalender zur Verfügung, der alle Aktivitäten in einem bundesweit einheitlichen Erscheinungsbild präsentieren soll. Voraussetzung ist, dass Dialog und Information im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen. Dann werden den Veranstaltungen auch das Logo des Jahres der Geowissenschaften "Planet Erde®; 2002 Jahr der Geowissenschaften" sowie ein Plakathintergrund und Broschüren zur Verfügung gestellt, die verständlich über die Geowissenschaften und wichtige Themen geowissenschaftlicher Forschung informieren.
Das BMBF plant im "Jahr der Geowissenschaften 2002" gemeinsam mit WiD mehrtägige zentrale Veranstaltungen in Berlin, Leipzig, Köln und Bremen, die mit jeweils unterschiedlichen Akzenten über das gesamte Themenspektrum der Geowissenschaften medien- und öffentlichkeitswirksam informieren sollen. In Bremen wird die Initiative WiD im Rahmen des "Wissenschaftssommers 2002" weitere Veranstaltungen organisieren. Von besonderer Bedeutung ist vor allem auch die Eröffnungsveranstaltung im Januar 2002 in Berlin mit dem Thema "System Erde", wobei das Zusammenwirken von Geosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre und Atmosphäre im Vordergrund stehen soll.
Bundesweit werden darüber hinaus mit Unterstützung der PR-Agentur etwa 10 Großveranstaltungen zu wichtigen gesellschaftsrelevanten geowissenschaftlichen Themen unter Federführung großer Forschungseinrichtungen stattfinden, so dass eine koordinierte, flächendeckende Veranstaltungsfolge über alle Bundesländer im Jahr der Geowissenschaften erreicht wird. Die Vielzahl der Initiatoren von regionalen Veranstaltungen, die mit verschiedenen Zielgruppen zu geowissenschaftlichen Themen in einen Dialog treten, erhalten Beratung und Unterstützung mit PR-Material über die Support Group "Jahr der Geowissenschaften" (www.gfz-potsdam.de).
Edelgard Bulmahn
Anm. d. Red.: Der Aufruf der Ministerin ist im Originaltext und im Originalformat wiedergegeben. Er wurde dem FORUM so vom Ministerium übermittelt.