Solid Solutions in Silicate and Oxide Systems
of Geological Importance
3rd European Mineralogical Union (EMU) School and Workshop
24.-29.06.2001, Lübeck
organisiert und geleitet von Charles A. Geiger, Universität Kiel

Ein besonderes Anliegen der European Mineralogical Union (EMU) ist die Veranstaltung von EMU Schools in Mineralogy und die begleitende Herausgabe der EMU Notes in Mineralogy zu der betreffenden EMU School. Fortgeschrittenen Studenten, jungen Wis-senschaftlern und Hochschullehrern soll auf einem Teilgebiet der mineralogischen Wis-senschaften eine Einführung geboten werden, die bis zum heutigen Erkenntnisstand führt. Die EMU Notes, die schriftliche Fassung der Vorträge, haben den Anspruch, dieses Vor-haben dann einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die erste EMU School wurde zum Thema Modular Aspects of Minerals (wissenschaftlichen Leitung S. Merlino, Pisa) im Dezember 1997 in Budapest veranstaltet. Die zweite EMU School war dem Thema Environmental Mineralogy (Wissenschaftliche Leitung D. J. Vaughan, Manchester) gewidmet und fand im Mai 2000 wiederum in Budapest statt. Die dritte EMU-School über Solid Solutions in Silicate and Oxide Systems of Geological Importance, organisiert und geleitet von Charles Geiger, wurde in Lübeck veranstaltet. Sie zählte 80 Personen aus 15 Nationen: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbri-tannien, Griechenland, Italien, Kroatien, Niederlande, Österreich, Rumänien, Russland, Schweden, Tschechien, Ungarn und Vereinigte Staaten. Davon nahmen 32 Studierende und Hochschullehrer im Rahmen des SOCRATES/ERASMUS-Programms der Europäi-schen Union teil.
Charles Geiger war es gelungen, führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Misch-kristalle zusammenzubringen, die ihr Arbeitsgebiet in Vorträgen darlegten und ihre Sicht der aktuellen Forschung vorstellten und diskutierten. Zu Vorträgen eingeladen waren sowohl lang-etablierte Kollegen wie auch junge Wissenschaftler, die durch interessante Ansätze auf sich aufmerksam gemacht hatten. Beneidenswert war die Fähigkeit vieler Referenten, eine verständliche Einführung zu geben und gleichzeitig bis zum heutigen Stand des Wissens zu führen. Von Montag bis Freitag wurden 14 Vorträge gehalten: Dependence of thermodynamic properties on atomic masses and bonding in solids (G. Grimvall, Stockholm), Thermodynamic modelling of solid solutions (J. Ganguly, Tuc-son), Thermodynamic mixing properties of binary oxide and silicate solutions determined by direct measurements: The role of strain (C. A. Geiger, Kiel), The phenomenological theory of solid solutions (V. S. Urusov, Moskau), The influence of elastic strain hetero-genieties in silicate solid solutions (M. Carpenter, Cambridge), The diffraction experi-ment in the study of solid solutions: Long range properties (R. Oberti, Pavia), Principles of computer simulation (V. Heine, Cambridge), Computer simulations of solid solutions (M. T. Dove, Cambridge), Trace element incorporation in minerals and melts (N. L. Allan, Bristol), Configurational entropy of binary silicate solid solutions (V. L. Vinograd, Münster), Magnetic ordering in solid solutions (R. J. Harrison, Münster), Transmission electron microscopy, defects, and exsolution in rock-forming minerals (D. R. Veblen, Baltimore), Glasses and the glass transition (P. Richet, Paris), Microstructures of pyrox-enes as indicators of the thermic and deformation history of rocks (W. F. Müller, Darm-stadt).
Am Dienstagnachmittag fand eine lebhafte Poster-Session mit 39 Beiträgen statt. Be-sonders bewährt hatte sich die Einrichtung einer speziellen mehrstündigen Diskussions-Sitzung (sie fand am Donnerstagnachmittag statt) zu vier Themenkreisen: (1) Crystal Chemistry and Microscopic Properties, (2) Microstructures, Exsolution, TEM, (3) Solid State Theory and Computations, (4) Thermodynamic and Mixing Properties. Die The-menkreise wurden von jeweils drei Dozenten betreut. In kleinen Gruppen wurde ausgie-big diskutiert und die Dozenten befragt, die auch ihrerseits ihre Vorstellungen austausch-ten.
Die Vorträge fanden in den Räumen des Mövenpick-Hotels Lübeck statt, wenige Schritte von der malerischen Lübecker Altstadt entfernt. Eine Ice Breaker Party am Sonn-tagabend, 24.06., eine Stadtführung am Montagabend und eine Bootsfahrt auf dem ehe-maligen Ost-West-Grenzfluss Wackenitz am Mittwochnachmittag lockerten das intensive wissenschaftliche Programm auf und wurden von allen genossen. Am Samstag vor Be-ginn der EMU School hielten C. A. Geiger und W. F. Müller einführende Referate für die ERASMUS-Studierenden über Thermodynamik, Kristallchemie gesteinsbildender Mine-rale und Transmissionselektronenmikroskopie. Am Sonntag, dem 1. Juli, fand für die ERASMUS-Studierenden und weitere Teilnehmer dankenswerterweise noch eine Füh-rung von P. Appel, A. Benisek, M. Czank, W. Depmeier, L. Ehm, C. A. Geiger, S.-U. Weber und B. Winkler durch die verschiedenen Labors der Abteilung Mineralo-gie/Kristallographie des Instituts für Geowissenschaften der Universität Kiel statt.
Die von Charles Geiger glänzend organisierte und vorbereitete, wissenschaftlich be-sonders wohlgelungene Veranstaltung wurde durch die Volkswagen-Stiftung ermöglicht; weiterhin wurde die EMU School durch das EU SOCRATES/ERASMUS Programm (federführend T. Weiszburg, Budapest), die Possehl-Stiftung, den Staat Schleswig-Holstein und die EMU finanziell unterstützt, ideell durch die International Mineralogical Association, die Deutsche Mineralogische Gesellschaft und die Mineralogical Society of America. Bei der örtlichen Organisation hatte Charles Geiger die Unterstützung von Dietrich Ackermand und Barbara Mader. Ihnen allen sei sehr gedankt.
Pünktlich zu Beginn der EMU School lagen die schriftlichen Fassungen der Vorträge der Dozenten als Buch vor, das alle Teilnehmer erhielten: EMU Notes in Mineralogy, Volume 3, Solid Solutions in Silicate and Oxide Systems of Geological Importance, Charles A. Geiger, ed., Eötvös University Press, Budapest, 2001. Das 465-seitige Buch enthält auch ein Stichwort- und Namenverzeichnis. Meiner Meinung nach dürfen Charles Geiger, der mit unermüdlichem Einsatz das Projekt vorangebracht hat, die Auto-ren und die EMU stolz darauf sein. Das Buch kann über Frau Professor Dr. Herta Effen-berger, EMU Secretary, bezogen werden, und kostet 250 Österreichische Schillinge plus Porto.
Homepage der EMU (ist auch über die Homepage der DMG zu erreichen): http://www.univie.ac.at/Mineralogie/EMU/


Wolfgang Friedrich Müller, Darmstadt
wmueller@geo.tu-darmstadt.de