Die Kristallographie Aachen mit dem RWTH-Science-Truck auf der Veranstaltung "Feuer" in Köln, Neumarkt am 7. Juni 2002

"Feuer" lautete der Name einer der Zentralveranstaltungen des vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft ins Leben gerufenen Jahres der Geowissenschaften. Vom 5. bis zum 9. Juni 2002 hatten Geowissenschaftler auf dem Neumarkt in Köln Gelegenheit, ihre Arbeit der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Wie der Name "Feuer" schon andeutet, war der Schwerpunkt der Veranstaltung geprägt durch klassische geologische Interessensgebiete wie Vulkanismus und Kontinentaldrift, umweltgerechte Nutzung von Lagerstätten, dynamische Prozesse im Erdinnern sowie mögliche Gefahren für die Zivilisation durch Naturkatastrophen.

Der Science-Truck der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) beteiligte sich am 7. Juni an dieser Ausstellung. Der 15 m lange RWTH-Science-Truck ist ein umgebauter Sattelschlepper, der als Experimentierstudio, Ausstellungsraum und Hörsaal bundesweit unterwegs ist. Aufgabe des Trucks ist es, Schülerinnen und Schülern die Faszination eines technischen und naturwissenschaftlichen Studiums zu verdeutlichen. Auf seinen Touren hat der Science-Truck zwischen 10-15 wechselnde Versuchsstände an Bord, die Einblick in die Vielfalt der Wissenschaftsdisziplinen und der Forschungsergebnisse der RWTH Aachen geben.

Gezeigt werden wechselnde Exponate von der Brennstoffzelle über Goldwaschen bis zum Modell eines modernen PKW-Motors. Das Institut für Kristallographie mit den Studiengängen Mineralogie/Kristallographie sowie Materialwissenschaften ist an diesem Truck mit drei Exponaten vertreten:

1. Durchgeblickt - Optische Eigenschaften von Kristallen

Gezeigt wird am Beispiel des Calcits der Effekt der optischen Doppelbrechung. Diese findet Anwendung in der ebenfalls vorgestellten Polarisationsmikroskopie. Die Eigenschaft "optische Aktivität" wird mit Natriumchlorat demonstriert. Außerdem wird mit dem Mineral Ulexit ein natürlicher Lichtleiter vorgestellt.

2. Geordnete Materie - Kristallzucht und Strukturanalyse

Das klassische Arbeitsgebiet der Kristallographie ist die Herstellung von Kristallen und die Untersuchung der atomaren Struktur von kristallinen Materialien.

Schwerpunkt des Exponates ist die Kristallzucht. Es werden einfache Experimente zur Kristallisation aus unterkühlter Schmelze (Keimbildung, Kristallwachstum und Kristallisationswärme) und Sublimationszüchtung präsentiert.

Beispiele für hochperfekte synthetische Kristalle sowie Strukturmodelle werden gezeigt.

Als „essbare Kristalle“ werden große Zuckerkristalle („Kluntjes“) verteilt sowie aus gleichgeformten, aber wesentlich kleineren Kristallen gebildeter Streuzucker gezeigt.

Aus einer Schale mit kleinen Kieselsteinen können zwei gleichgroße oktaeder- und würfelförmige Rohdiamanten herausgesucht werden.

3. Hightech aus Sand - Vom mineralischen Rohstoff zum Halbleitermaterial

Das Exponat soll den materialwissenschaftlichen Aspekt der Kristallographie aufzeigen.

Angefangen vom Rohstoff (Quarzsand) werden die Prozessketten bis hin zum Halbleiterbauteil und zur Solarzelle aufgezeigt. Hierbei stellt die Kristallographie mit Kristallzüchtung, Strukturbestimmung und Qualitätskontrolle das Bindeglied zwischen Lagerstättenkunde und Chemie einerseits und ingenieurwissenschaftlicher Anwendung andererseits dar.

Mit Hilfe von acht Solarzellen wird eine Modelleisenbahn betrieben, die Geschwindigkeit ist durch Abdecken oder Freigeben von Solarzellen regelbar.

Neben dem Science-Truck gab es eine Vielzahl weiterer Ausstellungen und Aktivitäten.

So produzierte der WDR vor Ort und live die Sendungen „Leonardo“, „Lilipuz“, „Die Kopfball-Show“ und „Quarks & Co“, zum Teil moderiert von dem aus den wissenschaftlichen Fernsehsendungen des WDR bekannten Ranga Yogeshwar.

Vormittags besuchten diverse Schulklassen die Veranstaltungen, am Nachmittag war ein bunter Querschnitt der Kölner Bevölkerung zu Gast. Rundum positiv wurde bewertet, dass Hochschuleinrichtungen die Möglichkeit des Einblickes in ihre Aktivitäten bieten. Gerade auf diesem oder ähnlichen Wegen ist es möglich, längerfristig eine positivere Einstellung zu Wissenschaft und Technik sowohl bei der Bevölkerung allgemein wie auch bei als zukünftige Studenten in Frage kommenden Schülern hervorzurufen.

Wir danken für die Unterstützung mit geeigneten Ausstellungsstücken folgenden Einrichtungen:

FEE - Forschungsinstitut für mineralische und metallische Werkstoffe Edelsteine/Edelmetalle GmbH

Gebr. Märklin & Cie. GmbH

IKZ - Institut für Kristallzüchtung, Berlin

Leica Mikrosysteme Vertrieb GmbH

Mitsubishi Semiconductor Europe

Pfeifer & Langen

Shell Solar Deutschland GmbH

Wacker Siltronic AG

Horst Schmidt, Rolf A. Becker, Jörg Thar, Aachen