Liebe DMG-Mitglieder,

am ersten Januar 2003 habe ich den Vorsitz der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft übernommen. Ich löse damit Walter Maresch ab, dem ich an dieser Stelle herzlich für seine aufopferungsvolle Tätigkeit als DMG-Vorsitzenden danken möchte. Ich werde noch längere Zeit von seinen Einsichten und Ratschlägen abhängig sein.

Das Jahr 2002 war für die Geowissenschaften zweifellos ein erfolgreiches Jahr. Die große Resonanz auf die Veranstaltungen des Jahres der Geowissenschaften kam für die meisten von uns völlig unerwartet. Die Mitglieder unseres Instituts in Köln waren eine Woche lang pausenlos im Einsatz, um mit den Kölnern am Neumarkt über die Struktur des Eifelplumes, die Entstehung von Diamanten oder das Aussterben der Dinosaurier, etc. zu diskutieren. Ob sich das in erhöhten Studentenzahlen in der Mineralogie bzw. den Geowissenschaften niederschlägt, bleibt abzuwarten. Die überwiegende Meinung ist, dass das Jahr der Geowissenschaften wesentlich erfolgreicher war als die vorhergehenden Jahre der Physik und der Lebenswissenschaften. Die Erkenntnis für uns muss sein, dass in der Bevölkerung ein Interesse besteht, bzw. geweckt werden kann, an mineralogisch-geologischen Fragestellungen, die über die der Wirksamkeit von Heilsteinen hinausgehen.

Die neue Struktur der DMG hat sich leider noch nicht so richtig durchgesetzt. Die vier Sektionen müssen mit mehr Leben erfüllt werden. Die Tagung der Sektion Geochemie ist sogar mangels Beteiligung ausgefallen. Im nächsten Jahr plant der Sektionsvorsitzende, Herr Brumsack, am 27./28. Juni eine Geochemie-Tagung in Oldenburg. Auch das Arbeitstreffen der experimentellen Petrologen in Frankfurt, das ja das Treffen der Sektion Petrologie und Petrophysik werden soll, war nur schwach besucht. Auch hier sind neue Initiativen geplant. So soll, ebenfalls im Juni, ein Treffen in Göttingen stattfinden. Lediglich das Treffen der Sektion für Chemie, Physik und Kristallographie der Minerale in Rauischholzhausen war deutlich erfolgreicher. Es ist kaum bekannt, und ich möchte das deshalb nochmals betonen, dass die DMG diese kleineren Treffen finanziell unterstützt, sowohl die Veranstalter als auch die studentischen Teilnehmer. Es soll an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass die DMG die Teilnahme von Studenten an internationalen Tagungen unterstützt, etwa in der Größenordnung der Tagungsbeiträge, die ja in den letzten Jahren dramatisch angewachsen sind. Entsprechende Anträge können an mich gerichtet werden. Die Prozedur soll in Zukunft etwas mehr formalisiert werden. Bisher war das nicht nötig, da die Anzahl der eingegangenen Anträge nur sehr gering war. Im übrigen möchte ich an alle DMG-Mitglieder appellieren sich in ihrer Sektion zu engagieren und sich an den Aktivitäten der Sektion zu beteiligen bzw. solche in Gang zu setzten. Bitte achten Sie auch auf entsprechende Ankündigungen auf der Homepage der DMG.

Ein wichtiger Punkt für unsere zukünftigen Forschungsarbeiten scheint mir die Reform des Gutachtersystems der DFG zu sein. Sie betrifft in der einen oder anderen Form alle an Universitäten oder gleichgestellten Forschungseinrichtungen tätigen Mitglieder der DMG. Die Motivation für die Reform und die Struktur des neuen Systems sind auf den Internetseiten der DFG ausführlich erklärt. Ich will hier einige mir wichtig erscheinende Punkte erwähnen.

In dem DFG-Bericht zur Reform des Gutachtersystems heißt es u.a.: „Die Internationale Kommission zur Evaluation der DFG und der Max-Planck-Gesellschaft hat mit ihrem Hinweis, dass künftig nach Möglichkeit mehr jüngere Gutachter und noch mehr Gutachter aus dem Ausland gehört werden sollten, indirekt dazu aufgefordert, den Anteil der nicht durch Wahl, sondern ‚nur‘ durch Kompetenz legitimierten Gutachter noch zu erhöhen.“ (http://www.dfg.de/dfg_im_profil/struktur/gremien/fachausschuss/reform.html.)

Das bedeutet, dass die eigentliche Begutachtung eines Antrags nicht mehr von gewählten Gutachtern durchgeführt werden wird, sondern von uns und unseren Kollegen. Bisher wurden solche Gutachten als Sondergutachten bezeichnet. Das ist jetzt der Normalfall. Die Mitglieder der Fachkollegien, die Fachkollegiaten, werden dann die Gutachten bewerten und ein abschließendes Urteil abgeben; sie haben das letzte Wort.

Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt zunächst den für uns zuständigen Fachkollegiaten. Diese werden wie die bisherigen Gutachter gewählt. Die Wahl wird im Herbst 2003 durchgeführt, und das neue System soll Anfang 2004 in Kraft treten. Für uns zuständig ist das Fachkollegium 30, Geochemie, Mineralogie und Kristallographie. Dieses Fachkollegium wird alle Anträge aus folgenden Gebieten bearbeiten: organische und anorganische Geochemie, Biogeochemie, Mineralogie, Petrologie, Kristallographie, Lagerstättenkunde. Ursprünglich waren hier vier Kollegiaten vorgesehen. Auf Drängen von Walter Maresch sind es nun fünf.

Als erster Schritt müssen Kandidatenlisten aufgestellt werden. Die Wahlordnung regelt, wer Vorschläge für Kandidaten machen kann. Für das Fachkollegium 30 sind das leider ziemlich viele Gesellschaften: Deutsche Geologische Gesellschaft, Geologische Vereinigung, Deutsche Mineralogische Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Kristallographie, Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle, Gesellschaft für Bergbau, Metallurgie, Rohstoff- und Umwelttechnik, Gesellschaft für Geowissenschaften (http://www.dfg.de/wahlen2003/index.html; http://www.dfg.de/wahlen2003/download/struktur_fk.pdf).

Hier gilt es aufzupassen. Wir wollen natürlich, daß mindestens ein Mineraloge im Fachkollegium 30 ist, so dass über unsere Anträge nicht nur von Geologen oder Bergbauern entschieden wird. Wir müssen und können bei den Kandidatenvorschlägen aktiv mitwirken. Da der Wähler eine Auswahl haben soll, sollten deutlich mehr Kandidaten zur Verfügung stehen als Plätze. Das bedeutet für unseren Bereich etwa 15 Vorschläge. Gehen wesentlich mehr Vorschläge bei der DFG ein, wird die DFG eine Auswahl treffen, wobei besonders Mehrfachnennungen berücksichtigt werden sollen. Der Vorstand der DMG wird sich deshalb bemühen, mit den oben angeführten Gesellschaften in Kontakt zu treten, um über mögliche, gemeinsame Kandidatenvorschläge eine Einigung zu erzielen. Alle Kandidatenvorschläge müssen bis zum 28. 2. 2003 bei der DFG sein. Wie das im einzelnen ablaufen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt (Ende November) nicht ganz klar. Das weitere Vorgehen wird auf der Homepage der DMG aktualisiert dargestellt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung in Hamburg behandelt. Herr Dr. Harald von Kalm, Justitiar bei der DFG, hat über die Auswirkungen der 5. und 6. Novelle des Hochschulrahmengesetztes auf die Beschäftigung von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen berichtet. Eine Kurzfasung seines Berichts ist in dieser Ausgabe des Forums zu finden. Zusätzlich werden die Folien, die er in Hamburg gezeigt hat, auf die Homepage der DMG gestellt. Nach den Aussagen von Herrn von Kalm hat ein gut definierter, auf ein zeitlich befristetes Projekt beschränkter, Antrag auch für ältere Arbeitnehmer eine gute Chance, von DFG gefördert zu werden. Nach meiner Ansicht hat sich die Haltung der DFG in dieser Sache geändert. Anträge von älteren Arbeitnehmern werden nicht mehr nur mit Hinweis auf das Alter des Antragstellers abgelehnt. Das Problem liegt bei den Universitäten. Diese können eine Anstellung ablehnen, auch wenn die DFG das Projekt fördern würde. Offensichtlich gibt es dabei auch große Unterschiede unter den Universitäten und den Großforschungseinrichungen. Die DFG ist bemüht, ein einheitlicheres Verhalten der Universitäten zu erreichen. Inwieweit diese Bemühungen zum Erfolg führen, bleibt abzuwarten. Die einzige Möglichkeit besteht dann, mit dem bewilligten Antrag an eine ander Universität oder in ein anderes Bundesland zu gehen. Der Vortrag von Herrn von Kalm war sehr klar und trotz allerlei juristischer Ausdrücke gut zu verstehen. Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich auch direkt an Herrn von Kalm wenden (Harald.Kalm@dfg.de).

Es gibt Bestrebungen für eine stärkere Zusammenarbeit der Gesellschaften der festen Erde. Dazu gehören neben der DMG die DGGs (Deutsche Geologische Gesellschaft, Deutsche Geophysikalische Gesellschaft), GV (Geologische Vereinigung), GGW (Gesellschaft für Geowissenschaften) und DBG (Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft), um nur einige zu nennen. Es gibt bereits Pläne für einen Dachverband der Gesellschaften und Verbände der Wissenschaften der festen Erde. Inwieweit die DMG sich da beteiligen soll und welche Rolle dann die AWS (Alfred Wegener Stiftung) spielt, ist noch ungeklärt. Vor allem müssen die finanziellen Verpflichtungen der DMG in einem neuen Dachverband überlegt werden. Hier gibt es noch Diskussionsbedarf und jeder, der zu dieser Problematik Anregungen hat, soll dies in der Mailing Liste der DMG-Homepage kund tun oder mir eine e-mail schicken.

Insgesamt scheinen mir die Aussichten für Mineralogen, eine Stelle zu finden, für das Jahr 2003 nicht so schlecht zu sein. Es ist auffallend, dass im universitären Bereich Mineralogie/Petrolgie/Geochemie zur Zeit ziemlich viele Stellen angeboten werden. Von einem Niedergang unseres Faches kann keine Rede sein, im Gegenteil. Viele Professorenstellen werden mit Petrologen und Mineralogen wiederbesetzt, es findet ein Generationswechsel statt. Auch scheinen mir die beruflichen Aussichten im außeruniversitären Bereich, trotz Wirtschaftsflaute, zur Zeit nicht schlecht zu sein.

Ich wünsche Ihnen ein gutes und erfolgreiches Jahr 2003, erfolgreich für Ihre Arbeit in Forschung, Lehre oder im Bereich der Industrie, und vor allem Erfolge für die, die eine Stelle suchen.

Herbert Palme
Vorsitzender der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft

Zwei von sieben Plakaten der Frankfurter GeoInstitute zum „Jahr der Geowissenschaften 2002“