Die Münchner Wissenschaftstage - ein voller Erfolg

Die zweiten Münchner Wissenschaftstage „Lebendige Erde“ vom 16. bis 20. Oktober entpuppten sich als einzigartiger Publikumsmagnet im süddeutschen Raum. Über 25.000 Besucher informierten sich fünf Tage lang über die aktuellen Forschungsprojekte der Geowissenschaften.

Mehr als 500 Forscher aus über 100 wissenschaftlichen Institutionen demonstrierten anschaulich Schwerpunkte ihrer Forschungen und standen der interessierten Bevölkerung Rede und Antwort. Beteiligt waren nicht nur Wissenschaftler der beiden großen Münchner Universitäten, der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen Universität (TUM) sondern auch Experten aus Fachhochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Landesämtern, Behörden und Firmen.

Im Vordergrund stand der persönliche Gedankenaustausch zwischen Laien und Experten in den Marktständen der Wissenschaft auf den Foyerflächen der Technischen Universität. Neben den interessierten Laien zeigten sich die zahlreichen Schülerinnen und Schüler besonders interessiert, die aus ganz Bayern mit Ihren Lehrkräften angereist waren und bei vielen Vorträgen das Audimax der TU mit seinen 1200 Plätzen immer wieder überfüllten. Das Angebot von 31 Oberstufenpraktika von Gesteinskunde bis Molekularbiologie für über 600 Schülerinnen und Schüler war bereits im Vorfeld ausgebucht, so dass es spontan erweitert werden musste. Auch die Klassenführungen in den Museen waren mit 450 Teilnehmern ebenso wie die Exkursionen mit 390 Teilnehmern voll angenommen. Als Renner erwies sich die Spielstadt für Kinder, wo die Kleinen mit Begeisterung experimentierten und eine eigene Zeitung über die Wissenschaftstage erstellten. (Betreut werden konnten 356 aktive Kinder, 150 Besuchskinder und 600 interessierte Erwachsene. 22 Grundschulklassen standen noch auf der Warteliste.)

Der hohe Zuspruch der Wissenschaftstage „Lebendige Erde“ zeigte, dass die Geowissenschaften auf ein immer breiteres öffentliches Interesse in der Bevölkerung stoßen. Der aktuelle Klimawandel oder verheerende Geokatastrophen, wie die Überschwemmungen in Bayern und Sachsen in diesem Jahr, haben die Aufmerksamkeit der Bürger deutlich geschärft. Viele Fragen der Besucher drehten sich demzufolge auch um das Thema der Zukunft unseres blauen Planeten. Eindrucksvoll dokumentierte dabei die Münchner Rückversicherungung die dramatisch wachsenden wirtschaftlichen Schäden. Die Wissenschaftstage verdeutlichten in diesem Zusammenhang vor allem die Anfälligkeit des Systems Erde bei menschlicher Einflussnahme durch Umweltverschmutzung und Treibhausgase, Flächenverbauch und Raubbau an den Schlüsselresourcen Wasser, Boden, Bodenschätze und Energie. Auch die unter anderem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt dargebotenen modernen Methoden der Satelliten-Fernerkundung stießen mit faszinierenden Bildern und praktischen GPS-Anwendungen bis zur Präzisionslandwirtschaft auf hohes Interesse. Gleiches gilt für die Präsentationen eindrucksvoller Objekte und Vorführungen wie Wasserstoff-BMW, Erdgas-Opel, Originalsegment des Fusionsexperiments des MPI für Plasmaforschung, Nutzung regenerativer Energien, Ultralight-Messflieger, LIDAR-Laser zur Wolkenmessung sowie für die praktischen Demonstrationen zur „Erdbebenmessung“ von Besuchersprüngen und zur Strahlungsmessung von Besucher-Handys.

Besonderen Zuspruch fanden auch die Ausstellungen und Demonstrationen zur Plattentektonik der Erde, zum Kristallwachstum, sowie zur Entstehung und Entfaltung der Lebewesen von den Archaebakterien bis zum Menschen. Stets umlagert waren die faszinierenden Fossilien und die zu diesem Thema neu entwickelten und erstmals aufgestellten interaktiven Spiele des Museums Mensch und Natur.

Als ein besonderes Highlight der Wissenschaftstage kann die Einbindung in die Lange Nacht der Münchner Museen am 19. Oktober bezeichnet werden. Bereits ab dem späten Nachmittag überflutete ein nicht abreissender Besucherstrom die über 60 Marktstände der Wissenschaft. Viele nutzten auch die Gelegenheit um Zaubereien, Unterhaltsames und Wissenswertes aus Weltraum und Lebensraum im Audimax zu bestaunen. Insgesamt waren allein am Samstag ca. 8000 Besucher bei den Münchner Wissenschaftstagen. Die Sonderausstellung „Neue Steinzeit - Kristalle, Keramik oder wie die Mineralogie unser Leben bestimmt“ im Museum Reich der Kristalle hatte allein an diesem Tag über 4000 Besucher.

Insgesamt können die Münchner Wissenschaftstage „Lebendige Erde“ als voller Erfolg angesehen werden. Sie bündelten erstmals die Vielfalt der Geowissenschaften im Münchner Großraum, boten ein hervorragendes Forum für den Gedankenaustausch der Wissenschaftler mit den interessierten Laien und eröffneten beiden Seiten neue Perspektiven.

Rupert Hochleitner, München
rh.minstaatsslg@lrz.uni-muenchen.de