Studienstandorte und Studiengänge der Mineralogie in Deutschland

Studienstandorte
Lehrinhalte der Mineralogie werden z.Zt. in Deutschland an 28 Standorten in umfangreicherem Maße vermittelt (vgl. Tabelle). Über etwas mehr als die letzte Dekade wurden sowohl das Mineralogie-Studium (als auch das Geologie-Studium) ersatzlos eingestellt in Saarbrücken, Gießen, Marburg, Braunschweig. Nur in Clausthal und an der TU München wurde Mineralogie eingestellt und Geologie beibehalten. An der TU Berlin droht ebenfalls die Einstellung des Studiengangs Mineralogie.

Studiengang Geowissenschaften
Das Diplom-Studium der Mineralogie ist an 10 der 28 Standorte ein Teil von Diplom- oder Master-of-Science-Studiengängen der Geowissenschaften, wobei in Bremen, Jena, Stuttgart, Tübingen, der Titel Diplom-Mineraloge/in noch bei entsprechend spezialisiertem Studienverlauf innerhalb der Geowissenschaften erworben werden kann.
Die neue Rahmenprüfungsordnung für den Diplomstudiengang Geowissenschaften wurde am 3.7.2001 von der Hochschulrektorenkonferenz verabschiedet. Die Bestätigung durch die Kultusministerkonferenz ist noch nicht erfolgt. Die Regelstudienzeit soll 10 Semester betragen.
In den ursprünglichen Entwürfen zu dieser Rahmenordnung „Geowissenschaften“ war der Abschluss Bachelor of Science nach sechs Semestern in einen Diplomstudiengang von neun oder zehn Semestern integriert. An dieses sehr konstruktive, aber wegen übergeordneter politischer Beschlüsse letztendlich verworfene Konzept für die Realisierung eines berufsbefähigenden Abschlusses bereits vor dem Diplomgrad, sind die Studien- bzw. Prüfungsordnungen von Bremen, Göttingen, Hannover und Tübingen in einigen Aspekten angelehnt.

Bachelor- und Master-Studiengänge sowie Diplom-Studiengänge
Die politische Beschlusslage sieht vor, dass sowohl klassische Diplomstudiengänge mit herkömmlichem Vordiplom ohne BSc Abschluss, als auch konsekutive (gestufte) BSc. und MSc. Studiengänge parallel existieren sollen.
Mit dem Beschluss einer 10-semestrigen Diplom-Regelstudienzeit wird die Unterscheidung zwischen Diplom und MSc jedoch wirklich sinnlos. Die Unterscheidung muss zugunsten einer einheitlichen Bezeichnungsweise aufgegeben werden.
Die BSc. und MSc. Studiengänge werden von Akkreditierungsagenturen akkrediert. Hierzu sollen Peer-Review-Verfahren durch meist landeseigene Akkreditierungsagenturen durchgeführt werden. Zu den Akkreditierungsverfahren und bereits existierenden Akkreditierungsagenturen siehe www. akkreditierungsrat.de. Dies kann für Deutschland durchaus als Chance gesehen werden, die berufspolitische Einmischung in wissenschaftliche Angelegenheiten zu reduzieren, auch wenn die Entscheidungsgremien dort nach den üblichen politischen Kriterien dieses Landes besetzt werden.
Diese Beschlusslage erfordert, dass jene neuen Diplom-Studiengänge mit eingeschaltetem BSc-Abschluss in MSc-Studiengänge umbenannt werden müssen. Hierfür ist dann aber u.U. gar keine Strukturänderung mehr notwendig. Dieser Schritt ist in Göttingen bereits konkret avisiert. In Nordrhein-Westfalen wird bei Einführung von gestuften Studiengängen der Diplomstudiengang ersetzt, wie bereits in Bochum und Münster geschehen. In Halle Wittenberg gibt es beide Systeme mit getrennten Ordnungen.

Fragebogenaktion zur Studienstruktur
Als Dokumentation des Ergebnisses der Fragebogenaktion gibt es eine Tabelle, die über die Web-Page http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/wolfgang.schmahl zugänglich ist. Offensichtlich gab es Rücklauf fast nur von den Standorten, an denen man sich wegen konkreter Studienreformmaßnahmen Gedanken macht und diese auch schon weitergeben möchte. Auch die ohne BSc gestalteten neueren Diplom-Mineralogie Prüfungsordnungen aus z.B. Aachen, TU Berlin, Stuttgart und Freiberg sind wegen innovativer Studiengliederungen oder Prüfungssysteme für alle Studienreformplaner sehr lesenswert.

Wolfgang Schmahl, Bochum, Vorsitzender der Kommission für Hochschulfragen; wolfgang.schmahl@ruhr-uni-bochum.de


BSc., Dipl.- und MSc. Studiengänge mit mineralogischem Inhalt in Deutschland
Stand September 2002, Quelle: Hochschulkompass der HRK, www.hrk.de, sowie eigene Erhebung. In Klammern ist die Regelstudienzeit vom Studienbeginn nach dem Abitur bis zum Erreichen des Abschlusses angegeben.
Mineralogie Diplom (9) Aachen TH
Mineralogie Diplom (9) Berlin FU
Mineralogie Diplom (9) Bonn U
Mineralogie Diplom (9) Erlangen-Nürnberg U
Mineralogie Diplom (9) Frankfurt am Main U
Mineralogie Diplom (9) Freiberg TUBergAk
Mineralogie Diplom (9) Freiburg U
Mineralogie Diplom (9) Halle-Wittenberg U
Mineralogie Diplom (9) Hamburg U
Mineralogie Diplom (9) Heidelberg U
Mineralogie Diplom (9) Karlsruhe U
Mineralogie Diplom (9) Kiel U
Mineralogie Diplom (9) Köln U
Mineralogie Diplom (9) Leipzig U
Mineralogie Diplom (9) Mainz U
Mineralogie Diplom (9) München U
Mineralogie Diplom (9) Potsdam U
Mineralogie Diplom (9) Würzburg U
Geoingenieurwissenschaften
und Angewandte Geowissenschaften
Diplom (9) Berlin TU
Geowissenschaften-Mineralogie Diplom (9) Jena U
Geowissenschaften, angewandte Diplom (9) Darmstadt TU
Geowissenschaften, technische Diplom (9) Stuttgart U (Dipl. Min. als Spezialisierg.)
Geowissenschaften BSc (6), Diplom (9) Bremen U (Dipl. Min. als Spezialisierg.)
Geowissenschaften BSc (6), Diplom (10) Göttingen U (demnächst als MSc umbenannt)
Geowissenschaften BSc (6), Diplom (10) Hannover U
Geowissenschaften BSc (6), Diplom (9*) Tübingen U (Dipl. Min. als Spezialisierg.)
Geowissenschaften BSc (6), MSc (10) Bochum U
Angewandte Geowissenschaften BSc (6), MSc (9) Halle-Wittenberg
Geowissenschaften BSc (6), MSc (10) Münster U (MSc demnächst)
*In Tübingen soll nach erfolgter Gesetzesänderung die Regelstudienzeit 10 Semester betragen.