8. Arbeitstreffen des Arbeitskreises Mineralogische Museen und Sammlungen der DMG
1./2. April 2003, Mineralogisches Museum der Universität Bonn
und GeoMuseum der Universität zu Köln
Nach Begrüßungen der 20 Vertreter deutscher mineralogischer Sammlungen durch Rüdiger Mull vom Dezernat für Transfer und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Bonn und den diesjährigen Veranstaltern des Arbeitstreffens Renate Schumacher (Bonn) und Rolf Hollerbach (Köln) folgten zahlreiche Wortbeiträge und abschließend kurze Exkursionen.
Das Vortragsprogramm umfasste folgende Vortragenden und Themen:
- Kay Schürmann (Marburg): Folgen ambivalenter Tätigkeiten.
- Birgit Kreher-Hartmann (Jena): Künstler Und Sammlungsbetreuer, Techniker, Organisator, Schulmeister - und wo bleibt der Wissenschaftler?
- Renate Schumacher (Bonn): Reihentanz, Spitzentanz und Spagat - Analogie zum Museums- und Institutsalltag in Bonn.
- Eckard Amelingmeier (Würzburg): Interdisziplinäre Zusammenarbeit Mineralogisches Museum - Didaktik der Geographie in Würzburg - ein Erfahrungsbericht.
- Jochen Schlüter (Hamburg): Das Mineralogische Museum Hamburg - Anspruch und Wirklichkeit.
- Hans-Joachim Höbler (Leipzig): Sammlungsarbeit an einem material-wissenschaftlich orientierten mineralogischen Institut.
- Klaus Thalheim (Dresden): Eine Ausstellung zum Jubiläum des Museums.
- Rolf Hollerbach (Köln): Museumsfeste, Kinderaktionen, Sonderausstellungen - ein Vergleich von Aufwand und Effekt am Beispiel Köln.
Das Hauptthema dieser Tagung: “Wer macht was und warum - Qual der Wahl bei der Betreuung mineralogischer Museen und Sammlungen”, führte naturgemäß zu intensiven Diskussionen unter den Teilnehmern. Das Dilemma von Sammlungsleitern im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit hinsichtlich der Wahrung, Führung und Entwicklung der ihnen anvertrauten mineralogischen Sammlungen kam ausführlich zur Sprache, wie auch die ambivalente Stellung von Sammlungsleitern zwischen Sammlung und Auftraggeber.
Wie sich zeigt, behindern Stellen- und Etatkürzungen die Weiterentwicklung der bestehenden Sammlungen bundesweit, lokal gefährden sie bereits den Fortbestand einiger Sammlungen.
Die Sammlungsleiter sind im Allgemeinen gezwungen, in ihrer Arbeit individuelle Schwerpunkte zu setzen, da sie sich ohne ausreichende personelle Unterstützung bei der Vielzahl der Verpflichtungen und Aufgaben (s.u.) nicht allen notwendigen und sinnvollen Belangen ihrer Sammlungen widmen können. Zudem sind für die meisten Sammlungen keine eindeutigen Verfahrensregeln oder Zielsetzungen festgeschrieben, so dass ein Kustos zum Wohle seiner Sammlung Entscheidungen treffen muss, die sich an Erfahrungen von Museumskollegen anlehnen oder aber auf im Laufe seiner Tätigkeit erlangtes museumsspezifisches Fachwissen in Kenntnis der örtlichen Besonderheiten begründen.
Auf der Basis eines Entwurfes von Peter Embrey, London, erstellt 1973 im Auftrag der IMA-Commission on Museums, eines Vortrags von Dr. Kay Schürmann, Marburg und nachfolgenden Diskussionen wurden folgende Schwerpunkte mineralogischer Kuratorenarbeit zusammengestellt:
Betreuung von Sammlungen
- Verwahrung, Pflege und Verwaltung von Sammlungen in einem sauberen, zerstörungsfreien, gut etikettierten und leicht auffindbaren Zustand
- Erstellung und Unterhaltung von Sammlungsverzeichnissen, -indexen und -katalogen
- Digitalisierung von Sammlungen
- Archivarische und sammlungshistorische Aktivitäten
- Literaturarbeiten, Pflege einer vorhandenen Sammlungs- bzw. Museumsbibliothek
Entwicklung und Mehrung von Sammlungen
- Ankauf, Tausch, Spenden und Stiftungen
- Kontakte mit Sammlern, Händlern, Mineralienbörsen und Sponsoren
- Ergänzung von Mineral- und Gesteinsbestand durch eigene Exkursionen und Feldarbeit sowie durch die Motivation von Kollegen und Studenten in diesem Sinne zu handeln
- Mineralienbewertung nach wissenschaftlichen, ästhetischen und marktgängigen Kriterien
Öffentlichkeitsarbeit
- Präsentation von Sammlungsteilen in Schauräumen oder auf Ausstellungen nach wissenschaftlichen und/oder publikumswirksamen Gesichtspunkten
- Betreuung von Schausammlungen während der Öffnungszeiten
- Verfassen von Sammlungsführern, Lehrmaterial und populärwissenschaftlichen Büchern
- Vorträge und Übungen für Schüler, Studenten, Fachgruppen und “interessierte Laien”
- Durchführung von Sonderausstellungen nach thematischen und didaktischen Konzeptionen; Zusammenarbeit mit Ausstellungsprofis und Medien
- Publikationen von Forschungsresultaten in Zusammenhang mit der eigenen Sammlung
- Führungen für alle Altersgruppen
Forschungsarbeit
- Sammlungsbezogene eigene mineralogische Forschungen und Forschungsprojekte
- historische Forschungen an Sammlungsmaterial
- Beratung zu Leihgaben für fremde Forschungsprojekte
Allgemeine Aufgaben
- Auskünfte, Fachgutachten und Beantwortung von Anfragen
- Bestimmung von Mineralien (Minerale, Edel- und Schmucksteine, Synthesen, Erze) und Gesteinen (Gesteine, Meteorite)
- Teilnahme an sammlungsspezifischen Treffen, Tagungen und Konferenzen
- Kontaktpflege zur Verbesserung des Bekanntheitsgrades und der finanziellen Situation der Sammlung, wie etwa Spezialführungen für Entscheidungsträger und Multiplikatoren
- Einrichten von bzw. Mitarbeit in und Förderung von bestehenden Fördervereinen
- Zukunftsplanung, Erstellung von entsprechenden Plänen
- Kontrolle bzw. Ausbau des Sicherungssystems von Schausammlung und wissenschaftlichen Sammlungen
- Leihverkehr
- Lehrverpflichtungen, Betreuung von Studenten und akademische Selbstverwaltung (bei Universitätsmuseen)
Zum Abschluss der Tagung hatten die Teilnehmer die Gelegenheit den Barbara-Stollen (Lehrstollen) unter dem Hauptgebäude der Universität Köln zu besichtigen sowie an einem geführten Rundgang auf dem Dach des Kölner Domes teilzunehmen, mit besonderem Hinblick auf die verwendeten Baumaterialien.
Das nächste Arbeitstreffen des Arbeitskreises Mineralogische Museen und Sammlungen wird auf Einladung von Rupert Hochleitner im Frühjahr 2005 im Museum Reich der Kristalle, München, stattfinden.
Jochen Schlüter, München, Sprecher des Arbeitskreises
minmushh@public.uni-hamburg.de
In einem Nachtrag zu seinem Bericht macht Jochen Schlüter zum Stichwort “Sicherung von Sammlungen” aufmerksam auf: “Special - Gesicherte Museen” in der Zeitschrift CD Sicherheits-Management Nr. 2 (2003), S. 62-107; ISSN 0947-871x. Die Anschrift der Redaktion ist: Barbarossastr. 21, 63517 Rodenbach, Tel. 06184-9508-0, e-mail: info@security-service.com; www.security-service.com.