Schatzkammer - Museum
Vom Mineralienkabinett zum Museum für Mineralogie und Geologie
275 Jahre naturwissenschaftliche Sammlungen in Dresden
06.12.2002 bis 15.01.2004, Dresdner Zwinger

Die neue Ausstellung des Museums für Mineralogie und Geologie Dresden stellt eine Reminiszenz an die Jahrhunderte währende Geschichte dieser Einrichtung dar. Bekanntlich sind die mineralogisch-geologischen Sammlungen, wie viele andere Museen in Dresden, aus der von Kurfürst August im Jahre 1560 gegründeten Kunstkammer hervorgegangen. Als Gründungsdatum der Naturhistorischen Museen als wissenschaftliche Einrichtungen wird jedoch das Jahr 1728 angesehen, als auf Veranlassung von Kurfürst Friedrich August I., bekannt auch als August der Starke, das Naturalien- und Mineralienkabinett aus der Kunstkammer ausgegliedert wurde und ihr Domizil im neuerbauten Zwinger bezogen. Damit begann die Entwicklung hin zu wissenschaftlichen Spezialsammlungen und Museen. Aufgrund dieser geschichtlichen Ursprünge und der kontinuierlichen wissenschaftlichen Entwicklung gehören die naturwissenschaftlichen Sammlungen Dresden zu den traditionsreichsten und bedeutendsten Sammlungen ihrer Art in der Welt.

Das Museum für Mineralogie und Geologie Dresden zeigt genau an dem Ort seine einmaligen Schätze an Mineralen, Gesteinen und Fossilien, an dem es bis zum verheerenden Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 seine Ausstellungsräume hatte.

Die Ausstellung ist thematisch gegliedert und zeichnet die geschichtliche Entwicklung des Museums an ausgewählten Beispielen nach.

Gesteine und Minerale, welche in der von Kurfürst August 1560 gegründeten Kunstkammer ausgestellt waren, stellen gewissermaßen den Grundstein für die Dresdner mineralogisch-geologischen Sammlungen dar. In der Dresdner Kunstkammer waren neben italienischem Marmor Proben sächsischer Serpentine und Marmore sowie Amethyst und Jaspis ausgestellt.

In der Vitrine “Gold- und Silberstufen” sind im Vergleich mit den handkolorierten Zeichnungen aus dem Silberstufenkatalog von 1763 bedeutende Silberstufen aus Sachsen zu bewundern. Zu den großen Raritäten, welche schon in diesem Silberstufenkatalog erwähnt sind, gehört das “Silberne Kreuz”, welches aus dem Nachlass von Kurfürstin Sophia im Jahr 1623 in die Kunstkammer kam.

Im Jahr 1477, also vor genau 525 Jahren, wurde auf der St.-Georg-Fundgrube in Schneeberg eine riesige Silbermasse entdeckt, welche Herzog Albrecht den Beherzten veranlasste, nach Schneeberg zu fahren, das Bergwerk zu besichtigen und an einem “Silbernen Tisch” mit seinen Räten bei Speise und Trank Tafel zu halten. Zwei Silberstufen von diesem “Silbernen Tisch” befinden sich noch heute in den Sammlungen des Museums. Sie zählen zu den ältesten in einem mineralogischen Museum bewahrten Erzstufen.

In den Jahren 1805 und 1806 wurde die über 5000 Stufen umfassende Mineraliensammlung des Freiherrn zu Racknitz angekauft. Diese Sammlung zählte zur damaligen Zeit zu den “vollständigsten und schönsten Mineraliensammlungen” in privater Hand.

Die “Raumeria”, ein verkieselter Baumstamm einer fossilen Pflanze, der 1751 in einem Sumpf in der Nähe des berühmten Salzbergwerkes von Wieliczka in Polen gefunden wurde, gehört zu den besonderen Kostbarkeiten der paläobotanischen Sammlung.

Daneben gehören die früher als Holzsteine bezeichneten Kieselhölzer aus dem “Versteinerten Wald” des Rotliegenden von Chemnitz in Sachsen zu den ältesten Belegen in der paläobotanischen Sammlung des Museums. Sie wurden schon kurz nach ihrer Entdeckung um das Jahr 1740 durch den “Vizeedelgestein-Inspektor” David Frenzel in die Dresdner Sammlung eingeliefert.

Fossilien von Solnhofen bereicherten zwischen 1853 und 1875 die paläozoologische Sammlung. Die bemerkenswerten Publikationen über die Fische und Insekten aus dem Solnhofener Lithographenschiefer machten die bedeutende Dresdner Kollektion an Jurafossilien in der wissenschaftlichen Welt bekannt.

Das Dresdner Museum besitzt eine kleine, aber historisch bedeutende Meteoritensammlung. Einen großen Zuwachs erfuhr die Meteoritensammlung Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute umfasst diese Sammlung 253 Meteorite von 191 Fällen und Funden. Besonderheiten in dieser Sammlung sind zwei sächsische Meteorite, der Steineisenmeteorit von Rittersgrün und der Eisenmeteorit von Nenntmannsdorf bei Pirna.

Eine weitere Vitrine ist einem Gestein gewidmet, dem Zöblitzer Serpentinit. Die Serpentinitvorkommen von Zöblitz im Erzgebirge wurden Mitte des 15. Jahrhunderts entdeckt. Aufgrund der charakteristischen Farben und Zeichnungen sowie der durch geringe Härte guten Bearbeitbarkeit wurden die Serpentinite schon früh als Schmuck- und Dekorationsmaterial genutzt.

Die wichtigste Erwerbung des Jahres 1898 war der Ankauf der 125 Kartenblätter umfassenden geologischen Reliefkarte des Landes Sachsen.

Etwas ausführlicher widmet sich die Ausstellung der weltberühmten Mineraliensammlung Baldauf. Sie ist eine der bedeutendsten Erwerbungen in der Geschichte des Museums für Mineralogie und Geologie Dresden. Richard Baldauf, der die nahezu 10 000 Mineralstufen umfassende Sammlung zwischen 1905 und 1929 zusammentrug, war zugleich ein Förderer der mineralogischen Wissenschaft und Mäzen mineralogischer und geologischer Sammlungen.

Die Ausstellung wird mit Schaustücken aus den paläozoologischen, paläobotanischen, petrographischen und mineralogischen Sammlungen aus neuerer Zeit abgeschlossen. Hierzu zählen ein Eigelege eines Hadrosaurus aus China, große Gesteinsplatten eines Kugelgranits aus Finnland und eines Dumortieritquarzits aus Brasilien, zwei Platten eines Fischsauriers und eines Meerskrokodils aus Holzmaden in Baden-Württemberg und vier große Amethystdrusen aus Brasilien und Uruguay, welche bis 2 Meter Höhe haben.

Insgesamt sind in dieser Ausstellung 340 hochkarätige Objekte, der ca. 250 000 Inventareinheiten umfassenden Sammlungen des Museums für Mineralogie und Geologie Dresden zu sehen.

Mit dieser Ausstellung kehrt das Museum für eine Zeit auch an den Ort zurück, wo es sich bis zur Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 befand.

Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr

Klaus Thalheim (Kustos für Mineralogie), Dresden
thalheim@snsd.de