Eine Antwort auf
„Mineralogie – quo vadis“
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Es ist erfreulich, einen Beitrag wie den von Georg Amthauer zur weiteren Entwicklung unseres Faches Mineralogie zu lesen, erfreulich vor allem auch deswegen, weil die Argumentation des Beitrages erkennen lässt, daß es noch – ich möchte mal sagen – Inseln gibt, von denen uns solche sach- und fachgebundene Argumentation möglich ist, Inseln, auf denen unser Fach als solches mit seiner hohen und spezifischen Leistungsfähigkeit, seinen vitalen Zielen und Interessen noch weiter geführt werden kann.

An der TU in Berlin haben wir Mineralogen seit etwa 1992 unter anders strukturierten Rahmenbedingungen arbeiten und versuchen müssen, deren für unser Fach schlimmste Auswirkungen abzuwenden: 1994 wurden durch Beschluß des TUB-Senates alle existierenden geowissenschaftlichen Diplom-Studiengänge, Mineralogie, Geologie, Geophysik und Bergbau, eingestellt mit der Maßgabe, Studien- und Diplomprüfungsordnung eines neuen, integrierten Studienganges vorzulegen, auf dessen Grundlage die bisher vorhandene personelle Kapazität – 22 Professoren, wenn ich es recht erinnere – um mehr als ein Drittel zu reduzieren war.

Ich habe die Kommission des FBR geleitet, die die Strukturen und Formulierung dieses neuen Studienganges erarbeitet hat. Das war wegen der Zusammensetzung der Kommission und der verschiedenen Fachgebietsinteressen, die zu Kompromissen finden mußten, nicht einfach.

Dennoch sind natürlich alle Anstrengungen gemacht worden, das was Herr Kollege Amthauer – sozusagen als Inselmensch – für die Erhaltung unseres Faches Mineralogie mit eigenem Studiengang und Bezeichnung des Diplomabschlusses anführt, so weit als irgend möglich zu erhalten. Wir haben sogar eine Reihe von Aspekten für alle verbindlich neu eingeführt, z.B. physikalische Chemie für alle im integrierten Grundstudium; wir haben den Abschluß nicht einfach „Diplomgeowissenschaftler“ genannt, sondern die jeweilige Vertiefungsrichtung, in unserm Falle „Angewandte Mineralogie“ hinzugefügt, abgesehen davon, daß bei mehr technischer Ausrichtung des Studiums „Dipl. Ing.“-Abschluß - + „Vertiefungsrichtung“ - möglich wurde. Wenn ich es recht erinnere, waren wir die ersten gewesen, die sowas machen mußten, und wohl auch lange die einzigen, die den fachlich weiter abliegenden, da stark technisch geprägten Bergbau mit integrieren mußten. Weitere nicht leicht zu bewältigende, sich als Zwänge auswirkende Gegebenheiten will ich nicht schildern.

Wir sind als von äußeren Zwängen „Getriebene“, nicht mit fliegenden Fahnen in eine fachliche Integration gegangen, deren weitere Entwicklung – wohlgemerkt stets unter immensem Außendruck – zu weiteren Reduktionen geführt hat; soweit ich weiß, sind es jetzt noch sieben, in Ziffern: 7, Hochschullehrer! Natürlich gab es zu Beginn – ich erinnere an meine Darstellungen von Studien- und Diplomprüfungsordnung auf den DMG-Tagungen in Köln 1997 und Berlin 1998 – die optimistische Erwartung, die Integration werde auch Synergien freisetzen. Sollten wir dann zu der Anstrengung, den Druck aufzufangen, zusätzlich zu stets vorhandener Skepsis auch noch pessimistisch in Bezug auf das Resultat sein?

Was ist der äußere Zwang? Ach ja, natürlich, es gibt im Land Berlin ja Haushaltsprobleme!

Klaus Langer, Bohnert

* Georg Amthauer im FORUM Nr. 85, Juli 2003, S. 18 - 21