„Essen, Trinken und Kristalle“
Sonderausstellung im Mineralogischen Museum der Universität Poppelsdorfer Schloss, Bonn

bis 28. März 2004

Dies vorweg: Die Ausstellung ist für ein breites Publikum ebenso attraktiv, lehrreich und dabei kurzweilig wie für ein Fachpublikum aus Lehre, Forschung und Industrie, das sich auf welchem Gebiet auch immer mit Kristallen beschäftigt. Aus dem das tägliche Leben in den unterschiedlichsten Bereichen – wenn auch wohl meist unerkannt – oftmals bestimmenden, mindestens aber beeinflussenden, Reich der Kristalle ist eine beeindruckende Auswahl und Darstellung unter dem gestellten Thema gelungen.

Die Ausstellung beansprucht einen Raum des gesamten Museums von etwa 400 m2, kompakt und wohlgegliedert genutzt. Themenschwerpunkte und ein einführender Text sind in einem vierseitigen Prospekt im Format DIN A5 dargelegt und im Museum erhältlich (bzw. nach Anfrage bei den am Schluss genannten Adressen). Der Breite des Themas angemessen, finden sich Exponate nicht nur aus dem Bonner Mineralogisch-Petrologischen Institut der Universität, dem das Museum zugehört, sondern diesmal auch von der Urologie des Universitätsklinikums (Themenschwerpunkt „Harnsteine“) und des Instituts für Geowissenschaften der Universität Utrecht (Themenschwerpunkt „Enthärtung von Trinkwasser“). Beim Teilschwerpunkt „Kühlung von Bier“ konnte (wohl nur auf der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 23. November 2003) das Abkühlen eines 20-Liter- Fasses von Raumtemperatur auf die optimale Trinktemperatur von 5° C in etwa 25 Minuten erkostet werden. Diesbezügliches und weiteres Informationsmaterial der patenthaltenden Firma liegen im Museum aus. Die zweite Seite des erwähnten Ausstellungsprospekts führt alle Themenschwerpunkte auf.

Das Programm der Ausstellungseröffnung war hoch abwechslungsreich und informativ – und geradezu spannend während der Darbietungen des Zauberphilosophen Andino, der in seiner charakteristischen Weise Zauberkunst und Philosophie verband, will sagen: einen Rundumschlag durch die Wissenschaften bis zur Theologie und Metaphysik bot. Dabei nahm er auch Themen der Ausstellung auf und sorgte mit „GedankenSpielen und Illusionen für Aufklärung“ (Zitat aus dem Programm der Ausstellungseröffnung).

Es stimmte die etwa 200 Besucher der Vernissage die Bemerkung von Prof. Dr. Michael Raith (Professor am Institut) während seiner Begrüßung doch recht nachdenklich, dass die Bonner Universität keinerlei Mittel für das Museum bereitstellt. Die darauf folgende Antwort der Stellvertreterin des Kanzlers der Universität, Frau Kristina Kormesser, blieb diesbezüglich die Zukunft betreffend denn auch höchst vage. Hoffentlich hat sie sich von der Qualität und der Breitenwirkung des Museums, insbesondere der aktuellen Sonderschau, anschließend selbst überzeugt. Die Gelegenheit hatte sie jedenfalls. Ihr eigentliches Thema stellte dann den Zucker(-Kristall) als für Spannungen und Irritationen, aber eben auch für schöne Erlebnisse sorgendes Genussmittel des täglichen (Zusammen-)Lebens vor. Geschichtlich griff Frau Kormesser dabei in ihren Ausführungen bis auf die Entdeckung der Neuen Welt und die eben nicht zuletzt mit dem Zucker verbundene dortige Entwicklung der Sklaverei zurück.

Prof. Dr. Stefan C. Müller, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums stellte die „Wohlstandskrankheit Harnstein“ vor, einen weiteren Themenschwerpunkt der Ausstellung. Neben einigen Steinen werden dort Informationen zu Entstehung, Erkennung und Behandlungsmöglichkeiten geboten.

Schließlich gab die Leiterin des Museums, Dr. Renate Schumacher, einen reichbebilderten, gut allgemeinverständlichen Überblick über die Sonderausstellung. Dabei wurden auch die vielen Mitwirkenden von ihr gewürdigt, nicht zuletzt die studentischen, die für das leibliche Wohlbefinden während der Eröffnung sorgten – keineswegs nur durch zuckrige Gaben und auch nicht durch homöopathische Mengen.

Eine Serie Schwarzweißfotografien von Anna E. Stärk im selben Raum zum Thema „Essen und Trinken“ begleitet die Ausstellung leichtfüßig (vgl. Bild unten) bis nachdenklich machend.

Empfehlung zum Besuch dieser Sonderausstellung: Siehe ersten Absatz.

Auskunft: Dr. Renate Schumacher
Mineralogisches Museum, Poppelsdorfer Schloss, 53115 Bonn
Tel.: 0228 – 732764; Fax: 0228 – 732763;
E-mail: r.schumacher@uni-bonn.de

Jürgen Glinnemann, Frankfurt/Main
Glinnemann@kristall.uni-frankfurt.de


Achtung: verlängert bis 26.05.2004