Würzburger Mineralogie vor dem Aus!

Liebe DMG-Mitglieder, Kollegen und Freunde,

zum derzeitigen Stand der Pläne zur Schließung des Mineralogischen Instituts der Universität Würzburg ist Folgendes zu berichten:

Auf Vorschlag der Universitätsleitung hat der Senat der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg am 12.05.04 die Einstellung des Studiengangs Geowissenschaften beschlossen. Diese Entscheidung wurde trotz der Rufannahme von Herrn Prof. Frimmel für den Lehrstuhl für Mineralogie und Kristallstrukturlehre gefällt. Da schon vorher ein Beschluß vorlag, die Diplomstudiengänge Geologie/Paläontologie und Mineralogie abzuschaffen, führt das zur Einziehung aller freien Stellen in den Instituten für Geologie, Paläontologie und Mineralogie (echte Geowissenschaften). Jede freiwerdende Stelle wird auch eingezogen, allerdings zieht sich der Einzug bis in das Jahr 2025 hin. Das Mineralogische Museum bleibt erhalten, wahrscheinlich als zentrale Einrichtung der Universität. Auch die dazu gehörende Stelle wird nicht eingezogen. Bereits seit Sommersemester 2004 dürfen sich in Würzburg keine Erstsemester mehr für die Diplom-Studiengänge Geologie/Paläontologie und Mineralogie einschreiben. Dem neuen gemeinsamen Bachelor/MasterStudiengang zum Geowissenschaftler, der von auswärtigen Gutachtern als „innovativ und sehr positiv“ bewertet wurde, hatte der Senat im Sommersemester 2003 einstimmig zugestimmt. Nach der Zustimmung durch das bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sollte der Studiengang zum Wintersmester 2004/2005 eingeführt werden, liegt nun aber auf Eis. Trotz dieses überzeugenden Konzeptes können sich ab dem Wintersemester 2004/2005 Studenten nicht mehr in den echten Geowissenschaften einschreiben.

Begründet wird diese Entscheidung mit den einschneidenden Sparauflagen der bayerischen Staatsregierung und zu geringen Studentenzahlen in den echten Geowissenschaften. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt aber auch die unglückliche Altersstruktur in den echten Geowissenschaften, 3 der 4 Professoren in der Geologie gehen in den nächsten 3 Jahren in den Ruhestand und der Lehrstuhl in der Mineralogie ist bereits seit 4 Jahren vakant.

Die echten Geowissenschaften in Würzburg stehen vor dem Aus, obwohl ihnen durch die von der Universitätsleitung eingesetzten auswärtigen Gutachter hervorragende Leistungen in Forschung und Lehre bescheinigt wurden, obwohl die echten Geowissenschaften in den letzten 5 Jahren ca. 3,2 Mio. Euro an Drittmitteln eingeworben haben und obwohl das erfolgreiche Graduiertenkolleg ‘Gemeinschaftsforschung in Afrika‘ unter maßgeblicher Koordination der Mineralogie mit einem Finanzvolumen von 2,25 Mill. Euro (1999-2003) durchgeführt wurde. In den letzten 5 Jahren wurden 56 Promotionen und 7 Habilitationen erfolgreich beendet, 41 auswärtige vom DAAD oder der Humboldt-Stiftung finanzierte Gastwissenschaftler waren bei uns zu Besuch, dies zeigt, daß die Würzburger Geowissenschaften in der Forschung national und international eng mit anderen geowissenschaftlichen Instituten vernetzt sind. Das Mineralogische Museum betreibt erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit, seit 1978 verzeichnet es eine Besucherzahl von mehr als 100.000 und hat sich zu einem wichtigen außerschulischen Lernort entwickelt.

Da die echten Geowissenschaften trotz dieser Leistungen geschlossen werden, sehen die noch anwesenden Wissenschaftler als kleinere Forschungseinheit ohne eigenständigen Studiengang in Würzburg keine Zukunft mehr. Für die einzelnen Kollegen bleibt also nur noch die Möglichkeit, sich zu anderen Fakultäten der Universität Würzburg hin zu orientieren, sich zu privatisieren oder aber zu versuchen, sich versetzen zu lassen bzw. der Universität Würzburg den Rücken zu kehren.

Was kann man also machen, um eine weitere Schließung von weiteren Mineralogischen Instituten zu verhindern? Aus unserer Erfahrung können wir anderen Mineralogischen Instituten nur empfehlen, sich frühzeitig um einen gemeinsamen Studiengang innerhalb der echten Geowissenschaften zu bemühen, um starke größere funktionierende Forschungseinheiten zu gewährleisten, da wir das Gefühl haben, daß zumindestens in Bayern, wenn überhaupt, dann nur unwillig kleinere Einheiten finanziell, personalmäßig, ausstattungsmäßig und räumlich adäquat unterstützt werden. Weiterhin wichtig - um einer eventuellen Schließung zuvorzukommen - ist eine starke Einbindung bzw. Vernetzung der Forschung und Lehre mit anderen Fakultäten.

Reiner Klemd, Reinhard Neder, Würzburg
reiner.klemd@mail.uniwuerzburg.de