In memoriam Dmitry Pavlovich Grigoriev
29. Oktober 1909 – 12. März 2003


Am 12. März 2003 ist Professor Dmitry Pavlovich Grigoriev, ein hervorragender, international angesehener Mineraloge und Lehrer in St. Petersburg gestorben. Er war der älteste Professor der Bergakademie von St. Petersburg und ein Ehrenmitglied der Mineralogischen Gesellschaften von Russland, Österreich, Bulgarien, Frankreich, Indien und Polen.

Professor Grigoriev wurde am 29. Oktober 1909 in Perm, Russland, geboren. Im Jahr 1929 begann er sein Studium der Mineralogie an der Bergakademie in St. Petersburg, der zweitältesten Bergakademie von Europa. Dieser Institution hat er Treue gehalten sein Leben lang, trotz vieler Aufenthalte und Vorträge an zahlreichen Tagungen und Instituten des Auslands. 1934 gründete er das erste Laboratorium für Experimentelle Mineralogie in St. Petersburg, und seine Arbeiten auf diesem Gebiet wurden hoch geschätzt u. a. von V. I. Vernadsky, N. L. Bowen und A. E. Fersman. 1942 reichte er seine (russische) Dissertation erfolgreich ein, mit dem Titel „Synthese und Untersuchungen von wichtigen Mineralarten; Silikate mit Einschlüssen“ (Die russische „Dissertation“ entspricht unserer Habilitation).

Seine sehr zahlreichen und umfangreichen Publikationen und Bücher werden z. T. in einer kompakten Liste angeführt im Anschluss an den Nachruf durch N. P. Yushkin und Yu. B. Marin (in Mineralogia Polonica 34(2), 2003), auf den sich dieser Nachruf u. a. stützt.

Die Thematik der über 300 wissenschaftlichen Arbeiten, darunter 7 Bücher, erstreckt sich in bemerkenswerter Weise integrativ vom natürlichen Mineral, den natürlichen Bedingungen, zu umfangreichen experimentellen Arbeiten und „zurück zur Natur“. Diese Integration macht weitgehend den Wert seiner Arbeiten aus.

Dabei hat er auf dem Gebiet der experimentellen SyntheseArbeiten vor allem neue Erkenntnisse ermittelt zwischen Kristallmorphologie und Entstehungsmileu einerseits und den Zusammensetzungsvariationen andererseits. Seine Arbeiten fasste er 1961 zusammen in einem Buch, das er „Ontogenese der Minerale“ benannte. 1965 wurde dieser Text ins Englische übersetzt und in den folgenden Jahren in Russland in verschiedenen Neuauflagen veröffentlicht.

Ein besonderes Anliegen von Prof. Grigoriev war der integrative Unterricht, d. h., die harmonische Verbindung zwischen experimenteller und angewandter Mineralogie, vor allem auch die Verbindung mit fortgeschrittenen Kenntnissen natürlicher Gesteine, Minerale und Erzvorkommen. Seine grundsätzlichen Erfahrungen und Ansichten zum Unterricht hat er nach 1990 in lebhaften „Essays“ in der Zeitschrift der Russischen Mineralogischen Gesellschaft veröffentlicht. Die Sammlung dieser Essays wurde dann 1998 als Buch veröffentlicht (Syktyvkar, Geoprint) und sofort ausverkauft und fand begeistertes Echo. 1999 erteilte ihm die Russische Mineralogische Gesellschaft dafür die Ehrenmedaille.

Die Wertschätzung durch Kollegen und ehemalige Studenten hielt bis zu seinem Tode an und half ihm, die zunehmende Erkrankung zu ertragen.

G. C. Amstutz, Sigriswil, Schweiz