Treffen der Sektion Geochemie
Hannover, 14./15. Mai 2004



Das Sektionstreffen wurde dieses Jahr vom neuen Labor für Isotopengeochemie am Institut für Mineralogie in Hannover veranstaltet. Erschienen waren 40 Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik. Der größte Teilnehmerkreis kam von der International University of Bremen. Nach Hannover war die Bergakademie Freiberg, gefolgt von Oldenburg mit der größten Zahl von Teilnehmern vertreten (Abbildung 1A). Entsprechend dieser Verteilung war auch die „low-T“ ­Geochemie auf dem diesjährigen Treffen der Geochemiker sehr stark vertreten (Abbildung 1B).

Abbildung 1: (A) Verteilung der Herkunft der Teilnehmer des
Sektionstreffens Geochemie in Hannover (14./15. Mai 2004).
(B) Verteilung der Vorträge und Poster auf die einzelnen Gebiete
innerhalb der Geochemie.


Nach einem kleinen Imbiss zum Empfang standen Freitag nachmittags Vorträge aus denBereichen „High-T“­ und aquatische Geochemie auf dem Programm. Im Anschluss an die Vorträge fand Freitag abends die Posterpräsentation statt. Auf großes Interesse sind die Führungen durchs Hannoveraner Institut gestoßen. Hervorzuheben ist hier natürlich das Multikollektor-ICPMS-Labor mit der „Neptun“­MC-ICPMS und dem daran angeschlossenen Femtosekunden-Laserablationsystem, deren Funktionsweisen von Ronny Schönberg und Ingo Horn erklärt wurden. Aus der weltweit ansteigenden Anzahl von Artikeln in den renommiertesten wissenschaftlichen Zeitschriften (Science, Nature) ist ersichtlich, dass mittels der MC-ICPMS momentan große wissenschaftliche Fortschritte auf dem Gebiet der Isotopenchemie gemacht werden. Umso erfreulicher ist die Einrichtung solcher Labors an deutschen geowissenschaftlichen Instituten. Abgeschlossen wurde der Freitag mit dem Barbecue vor dem Institut und optionalem Rundgang durch Welfenschloss und ­garten.

Der Samstagvormittag begann mit einer „Keynote Lecture“ von Michael Bau (International University, Bremen) über die Verbindung zwischen Geochemie und Astrobiologie. Michael Bau stellte in seiner Präsentation heraus, dass Geochemie den eigentlichen Kern der Astrobiologie darstellt. Somit sei es wichtig, dass sich die deutsche Geochemie aktiver an Astrobiologieprogrammen beteiligt. Anderenfalls werde in ein paar Jahren darüber zu klagen sein, dass die deutschen Geochemiker offensichtlich den Zug an sich vorbeifahren haben lassen. Gleiches gilt natürlich auch für die Meteoritenforschung, die ebenfalls einen wichtigen Teil der Astrobiologie darstellt und nur sehr wenig innerhalb der deutschen Geowissenschaften vertreten ist.

Auf dem Programm für den Samstagvormittag standen Vorträge aus den Bereichen Sediment- und Umweltgeochemie sowie abschließend zwei Vorträge über die Verwendung kosmogener Nuklide zur quantitativen Bestimmung von Erosionsraten.

Den Abschluss bildete eine Diskussionsrunde, in der das Thema der Konferenzsprache besonders diskutiert wurde. Anlass war, dass vor allem von der International University Bremen eine Reihe von Teilnehmern nicht oder nur wenig deutsch sprachen. Die Befürworter von Englisch als Konferenzsprache, auch auf einem solchen Sektionstreffen, führten an, dass die Zahl von Studenten, Doktoranden und PostDocs, die nicht deutsch sprechen schon beträchtlich sei, in Zukunft aber noch steigen wird (so sei zumindest zu hoffen). Durch Deutsch als Konferenzsprache werde diese Gruppe von der Teilnahme de facto ausgeschlossen. Weiter wurde angeführt, dass sich auch für die Vortragenden selbst durch Englisch als Konferenzsprache ein wichtiger Lerneffekt ergebe. Skeptiker führten ins Feld, dass es eben ein deutsches Treffen sei und es daher nahe liege, Deutsch als Konferenzsprache zu wählen. Als Kompromiss wurde angeboten, dass jeder Redner frei wähle, ob sie/er in Deutsch oder Englisch vortragen möchte. Hervorzuheben ist, dass die meisten Vorträge tatsächlich schon in Englisch gehalten wurden und dass die sprachliche Qualität durchweg sehr gut war. Die Einrichtung des Treffens an sich als interdisziplinäre Nachwuchsveranstaltung wurde in jedem Fall begrüßt. Das Geochemikertreffen sollte unbedingt jährlich fortgeführt werden.

Besonderer Dank gilt natürlich den Organisatoren für das gelungene Treffen. Hier besonders hervorzuheben sind Ingo Horn, Friedhelm von Blanckenburg, Hella Wittmann, Tina Krüsmann und Jan Schüßler.

Es wurde vorgeschlagen, dass das nächste Treffen der Sektion Geochemie im kommenden Jahr an der International University in Bremen stattfinden soll.

Andreas Pack, Vendoeuvre-lès-Nancy, Frankreich
apack@crpg.cnrs-nancy.fr