Verkauf von Sammlungsbeständen des Senckenberg-Museums in Frankfurt

Auf den großen Mineralienmessen von Tucson, München und Sainte-Marieaux-Mines wurden seit 2003 Mineralproben mit Original-Etiketten des Senckenberg-Museums in Frankfurt von amerikanischen und deutschen Händlern verkauft.
Gleichzeitig wurden Mineralproben des Senckenberg-Museums im Internet bei Ebay angeboten.

Im Oktober 2004 erschien ein Artikel im Nachrichtenmagazin FOCUS (18. Oktober 2004, Seite 90-91), der sich mit dem Verkauf umfangreicher naturhistorisch und naturwissenschaftlich wertvoller mineralogischer Proben aus den Sammlungen der Senckenberg-Institution befasst. Sollten sich diese Vorwürfe als zutreffend erweisen, wäre ein solcher Verkauf nach Auffassung des Arbeitskreises Mineralogische Museen und Sammlungen der DMG ein fataler Fehler, weil

Seit Jahrhunderten profitieren naturwissenschaftliche Museen von den Schenkungen seriöser Sammler, die Ihr finanzielles Potential und ihr Engagement in private Sammlungen eingebracht haben. Sie haben auf Reisen durch eigenes Sammeln oder ambitionierte Käufe vor Ort naturwissenschaftliches Material zusammengetragen, das anderenfalls nie für die Wissenschaft zugänglich gewesen wäre. Derartige Sammlungen gelangten nur in staatliche oder staatlich geförderte Institutionen, weil diese bisher die Kontinuität und Seriosität boten, den dauerhaften Erhalt dieser naturwissenschaftlichen Kulturgüter zu gewährleisten. Vertrauen in große und anerkannte Institutionen ist fast ausnahmslos die Grundlage für solche wertvollen Spenden.

Gerade in Zeiten knappen Geldes, in denen Museen und naturwissenschaftliche Sammlungen kaum noch nennenswerte Etats für Ankäufe zur Verfügung gestellt werden, gehört die Übernahme von Schenkungen zu den unentbehrlichen Materialquellen.

Ein solcher Verkauf fördert zudem den aufkeimenden Irrglauben von Politikern, die finanziellen Probleme von Museen durch den Verkauf von Sammlungsstücken erledigen zu können.

Es zeigt sich hier auch, welche Probleme auftreten können, wenn wertvolle mineralogische Sammlungen nicht von hauptamtlichen Kustoden betreut werden, die mit ihrer Person für die Erhaltung, die Betreuung und die Entwicklung des Sammlungsgutes stehen.

In Anlehnung an die ´Ethischen Richtlinien für Museen` (Kapitel 4.2, 4.3) des ´International Councils of Museums´ (ICOM) wenden sich die Mitglieder des Arbeitskreises Mineralogische Museen und Sammlungen vehement gegen den Verkauf naturhistorisch und naturwissenschaftlich wertvoller Objekte aus staatlichen oder staatlich geförderten naturwissenschaftlichen Institutionen.

Für den Arbeitskreis Mineralogische Museen und Sammlungen, J. Schlüter