Deutsche Mineralogische Gesellschaft

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2022 Hans Keppler

Die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille in Silber ist die bedeutendste Auszeichnung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft (DMG). Sie wird in Anerkennung herausragender wissenschaftlicher Verdienste an führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen. Im Jahr 2022 erhält Hans Keppler, Professor für Experimentelle Geophysik am Bayerischen Geoinstitut der Universität Bayreuth, diese Auszeichnung. Hans Keppler schloss sein Doppelstudium der Mineralogie und der Chemie an der Universität Karlsruhe 1985 bzw. 1988 ab. Ebenfalls 1988 promovierte er dort auch. Anschließend verbrachte er zwei Jahre als Postdoc am California Institute of Technology, bevor er 1990 als Wissenschaftler und Heisenberg-Stipendiat an das neu gegründete Bayerische Geoinstitut in Bayreuth wechselte. Im Jahr 2000 wurde Hans Keppler auf die Professur für Physikalisch-Chemische Mineralogie an der Eberhard Karls Universität Tübingen berufen, im Jahr darauf erhielt er den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, die höchste Auszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im Jahr 2004 wurde Hans Keppler auf die Professur für Experimentelle Geophysik zurück an das Bayerische Geoinstitut berufen. Dort baute er ein großes Netzwerk an internationalen Kooperationen auf, um die weltweit renommierten experimentellen und analytischen Einrichtungen des Bayerischen Geoinstituts zu nutzen. Seit 2008 ist er Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Im Jahr 2010 wurde Hans Keppler mit dem Bowen Award der American Geophysical Union ausgezeichnet und ist seitdem Fellow dieser Gesellschaft. Seit 2012 ist er Fellow der Geochemical Abraham-Gottlob-Werner-Medaille für hervorragende wissenschaftliche Leistungen an Hans Keppler Society und der European Association of Geochemistry, und im Jahr 2019 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Hans Keppler ist einer der weltweit führenden Wissenschaftler mit einzigartiger Expertise auf dem Gebiet der experimentellen Simulation von oberflächennahen vulkanischen Prozessen bis hin zu Prozessen im Erdinneren unter extremen Druck- und Temperaturbedingungen. Er arbeitet auf dem Gebiet der physikalisch-chemischen Eigenschaften von flüchtigen Komponenten, Silikatschmelzen und Erdmantelmineralen. Hans Keppler hat eine beeindruckende Liste wissenschaftlicher Artikel in den führenden internationalen Zeitschriften wie Nature, Science und Earth and Planetary Science Letters veröffentlicht. Darüber hinaus hat er mehrere Buchkapitel geschrieben und die Ausgabe von Reviews in Mineralogy „Water in Nominally Anhydrous Minerals“ herausgegeben. Es ist immer wieder ein Vergnügen, seine Publikationen zu lesen und sich mit seinen innovativen Ideen auseinanderzusetzen.

Hans Keppler ist für eine Reihe von wissenschaftlichen Meilensteinen verantwortlich, die unser Wissen über das Erdinnere maßgeblich beeinflusst haben. Er hat die damit verbundenen Studien durch die Entwicklung anspruchsvoller und innovativer experimenteller und analytischer Methoden ermöglicht, z. B. durch Infrarot- und Raman-spektroskopische Messungen der physikalischen Eigenschaften von Flüssigkeiten, Silikatschmelzen und Mineralen unter extrem hohen Druck- und Temperaturbedingungen in situ und durch die experimentelle Untersuchung der Löslichkeit von H2O, Kohlenstoff und Stickstoff in Mineralphasen des Erdmantels. Hans Kepplers unermüdlicher Einsatz hat bahnbrechende Beiträge zur Weiterentwicklung der geowissenschaftlichen Forschungsbereiche Mineralogie, Geochemie und Vulkanologie geliefert, die für unser Verständnis der dynamischen Prozesse in der Erdkruste, den Subduktionszonen, dem oberen Erdmantel und der Übergangszone zum unteren Erdmantel relevant sind. Im Folgenden werden einige Höhepunkte genannt: Hans Keppler und Mitarbeitern gelang es, den Lösungsmechanismus von H2O in Silikatschmelzen zu entschlüsseln, den sie direkt durch infrarotspektroskopische Messungen an Proben in einer Diamantstempelzelle bei Temperaturen bis zu etwa 1.000 °C bestimmen konnten. Darüber hinaus beobachtete er in situ die Schließung der Mischungslücke zwischen H2O-Fluid und Silikatschmelze bei Druck- und Temperaturbedingungen, die mit denen an der Quelle von subduktionszonengebundenen Magmen übereinstimmen. Diese Studien geben Aufschluss über den Einfluss von gelöstem H2O auf die Viskosität von Silikatschmelzen und über die Mechanismen metasomatischer Prozesse in Erdmantelkeilen. 

In einer anspruchsvollen experimentellen und analytischen Arbeit wies Hans Keppler nach, dass sich Kohlenstoff in den Mineralphasen des Erdmantels nur in Konzentrationen weit unterhalb des ppm-Bereichs löst und daher wahrscheinlich als separate Karbonatphase existiert. Folglich könnte die Bildung großer Eruptivprovinzen, die aus karbonatreichen Teilen des Erdmantels stammen könnten, potenziell große Mengen CO2 in kurzer Zeit freisetzen. Dies ist wahrscheinlich ein Mechanismus für einige globale Massenaussterbeereignisse, die mit dem Alter solcher Flutbasaltprovinzen in der geologischen Vergangenheit übereinstimmen. Spektakuläre In-situ-Messungen der optischen Absorptionsspektren eisenhaltiger Minerale des Erdmantels zeigten, dass diese Minerale selbst bei fast 1 Mbar noch optisch sehr transparent sind, so dass die Wärmeübertragung durch Strahlungsenergie im unteren Erdmantel eine wichtige Rolle spielt. Im Gegensatz dazu ist der Einfluss der Spin-Paarung von Eisen auf die Wärmeleitfähigkeit eher gering. Diese Messungen widerlegen eine Reihe von Annahmen, die in der Geophysik vorherrschten. Während seiner wissenschaftlichen Laufbahn hat Hans Keppler sehr erfolgreich viele Postdocs, Doktorandinnen und Doktoranden in zahlreichen drittmittelfinanzierten Projekten betreut. Viele von ihnen haben eine erfolgreiche internationale wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen. Hans Kepplers Ausstrahlung als Wissenschaftler auf dem Gebiet der experimentellen Hochtemperatur- und Hochdruckforschung und die Bedeutung seiner Laboratorien am Bayerischen Geoinstitut sind weltweit einzigartig. Daher wird Hans Keppler mit der Abraham-Gottlob-Werner-Medaille in Silber ausgezeichnet.

— Francois Holtz · Hannover, Marcus Nowak · Tübingen & Alan Woodland · Frankfurt

 

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