Deutsche Mineralogische Gesellschaft

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Doris-Schachner-Medaille - Die Preisträger*innen

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Doris Schachner – Namensgeberin für unsere neue Medaille

Die Deutsche Mineralogische Gesellschaft DMG hat die Doris-Schachner-Medaille eingeführt. Sie ersetzt die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille in Gold. Somit tragen nun nicht mehr fast alle DMG-Preise einen männlichen Namen. Als Namensgeberin würdigt die DMG die erste deutsche Professorin für Mineralogie.

Fotos und einige Zitate aus: Günther Friedrich: Zum 100. Geburtstag von Doris Schachner. Erinnerungen an eine bemerkenswerte Professorin und ihr Wirken an der RWTH Aachen. World of Metallurgy – Erzmetall 57, 2004

Die Deutsche Mineralogische Gesellschaft DMG hat die Doris-Schachner-Medaille eingeführt. Sie ersetzt die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille in Gold. Für die Umbenennung gab es zwei Motive:

Zunächst folgte die Reihung der bisherigen „Abraham-Gottlob-Werner-Medaillen“ in Gold und Silber und der Agricola Medaille (die in Bronze ausgefertigt wird) nie einer sonderlich schlüssigen Logik. Der zweite Grund jedoch ist bedeutender. Alle DMG-Ehrungen tragen einen männlichen Namen, wie wahrscheinlich bei den meisten anderen Fachgesellschaften auch. Die einzige Ausnahme ist der Beate-Mocek-Preis, der spezifisch an Wissenschaftlerinnen am Anfang der Karriere vergeben wird.

DMG-Vorstand und -Beirat sind zu der Auffassung gekommen, dass diese Namenskonvention nicht mehr zeitgemäß ist. Wir haben vorgeschlagen, die Werner-Medaille in Gold zu ersetzen und die neue Medaille nach einer Mineralogin zu benennen, die im deutschsprachigen Raum tätig war. Zu dieser Idee gab es einen Aufruf im DMG-E-Mail-Listserver. In der großen Mehrzahl der Rückmeldungen wurde Doris Schachner (geb. Korn, 30. 5.1904 – 1.4. 1988) vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde von der Mitgliederversammlung am 2. September angenommen.

Mit der Hervorhebung einer Mineralogin möchte die DMG eine Vorbildrolle für unseren Nachwuchs herausstellen. Damit wollen wir signalisieren, dass es sich lohnt, den meist nicht gradlinigen Karriereweg im Wissenschaftssystem auf sich zu nehmen, egal welchen Geschlechtes. So zeigen wir, dass eine moderne wissenschaftliche Gesellschaft wie die DMG eine Zukunft anstrebt, in der die agierenden Personen die Zusammensetzung der Gesellschaft als Ganzes reflektieren.

Wer also war Doris Schachner? Sie war die erste Professorin für Mineralogie Deutschlands. Nach einem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften in Heidelberg, Freiburg und Innsbruck promovierte sie 1928 in Heidelberg mit der Arbeit „Tektonische und gefügeanalytische Untersuchungen im Grundgebirge des Böllsteiner Odenwaldes“. 1929 wurde sie an der Technischen Hochschule Aachen Assistentin bei Paul Ramdohr und entwickelte die Kunst der gefügeanalytischen Betrachtungsweise an Erzen. 1933 habilitierte sie dort für die Fächer Mineralogie, Petrographie und Lagerstättenlehre. 1941, in den Wirren des 2. Weltkrieges, folgte sie ihrem Mann nach Brünn. Doris Schachner galt als politisch eher konservativ. In die NSDAP trat sie aber nie ein. In Brünn erhielt sie, als einzige Hochschullehrerin, einen Lehrauftrag am Mineralogischen Institut. Sie floh 1945 mit ihrer zweijährigen Tochter Melitta vor dem Einmarsch der roten Armee auf Umwegen nach Aachen. Dort unterstützte sie zunächst den Wiederaufbau des zerstörten Mineralogischen Institutes. 1949 wurde sie, gegen einigen Widerstand aus der Professorenschaft, zur ordentlichen Professorin für Mineralogie, Petrographie und Lagerstättenlehre ernannt. Von 1952 bis zu ihrer Emeritierung in 1972 war sie dessen Direktorin.

Fachlich war Doris Schachner wegbereitend in der Gefügekunde von Erzen. Mit ganzem Herzen hat sie sich der Lehre gewidmet und begeisterte mit ihrer Art und persönlichem Kontakt Generationen von Studierenden. Von „Doris-Exkursionen“ wird berichtet, die fachliche und stimmungsmäßige Höhepunkte der Aachener Studienzeit darstellten. Sie kümmerte sich intensiv um die Einwerbung von Exkursionsmitteln für weniger solvente Studierende.

In der Nachkriegszeit setzte sie sich mit viel Lobbyismus für die Versöhnung mit den deutschen Nachbarn ein, indem sie die Zusammenarbeit der Hochschulen im Dreiländereck Aachen – Leuven (Belgien) – Maastricht (Niederlande) förderte. In ihrer Auffassung waren politische Grenzen nicht Grenzen für die Interaktion der Menschen. Sie war Vorsitzende des Senatsausschusses für das Akademische Auslandsamt der RWTH Aachen und Mitglied der Senatskommission für Geowissenschaften der DFG. Ausserdem war sie bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes und bei der Alexander von Humboldt Stiftung aktiv.

Doris Schachner wurde 1981 die Ehrenmitgliedschaft der DMG verliehen. 1984 wurde sie Ehrensenatorin der RWTH Aachen. Das Mineral Schachnerit Ag1.1Hg0.9 ist nach ihr benannt. Ich hatte die Freude, mit Ihrer Tochter Melitta Schachner Camartin, Professorin für Neurobiologie an der Universität Hamburg und jetzt emeritiert an der Rutgers University (New Jersey, USA), ein längeres Gespräch zu führen, in dem sie ein lebhaftes Bild ihrer Mutter übermittelte. In dem Gespräch stellten wir fest, dass Doris Schachner das Profil der bisherigen Werner-Medaille in Gold, nämlich „Verdienste um die Förderung der mineralogischen Wissenschaften“ perfekt verkörpert.

Wir freuen uns, die erste Doris-Schachner-Medaille im September auf der GeoMin Köln vergeben zu dürfen, und hoffen auf spannende Nominierungen.
 

Friedhelm von Blanckenburg

DMG-Vorsitzender

 

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