Deutsche Mineralogische Gesellschaft

Willkommen auf der Webseite der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft e.V. (DMG)

Wort des Vorsitzenden

Liebe DMG-Mitglieder,

bei meinem Eintritt in die DMG als Student im letzten Jahrhundert fühlte ich mich sofort in einer familiären Atmosphäre aufgenommen und habe vor allem zu Beginn meiner Karriere sehr von der Unterstützung durch die Gesellschaft profitiert. Ich bin in der Folgezeit noch in eine Reihe weiterer wissenschaftlicher Gesellschaften eingetreten, habe aber die DMG immer als meine eigentliche Heimat betrachtet. Insofern hat es mich besonders gefreut, als der Vorstand vorschlug, mich für den Vorsitz zu nominieren und natürlich erst recht, als Sie mir durch Ihre Wahl den Vertrauensvorschuss gewährt haben, mit dem man in das Amt eines Vorsitzenden startet. Ich übernehme die Aufgabe von Friedhelm von Blanckenburg, der mit seiner ihm eigenen Unermüdlichkeit, seinem Streben nach echten Verbesserungen und seinem Sinn für praktische Lösungen die Gesellschaft erfolgreich vorangebracht hat. Mit Friedhelm zu arbeiten macht Spaß und ich danke ihm auch im Namen der Gesellschaft für die zwei Jahre als Vorsitzender und freue mich, dass er mir nun noch ein weiteres Jahr als mein Stellvertreter beratend zur Seite stehen wird.

Nach meinen Erfahrungen zeichnet sich die DMG durch eine gelebte Identifikation ihrer Mitglieder mit der Gesellschaft aus sowie durch ein starkes Engagement vieler Vertreter*innen aus allen Sektionen und Arbeitsgruppen aller Alters- und Karrierestufen. Dies zeigte sich in der interessierten Interaktion der vielen Zuhörer*innen beim Mehrgenerationen-Gespräch der GeoMinKöln ebenso wie beim Zukunfts-Workshop im April 2022 in Bad Honnef und natürlich auch in der regelmäßig hohen Teilnehmerzahl bei den Jahreshauptversammlungen der Gesellschaft.

Das vermutlich wichtigste Austauschmedium zwischen den Mitgliedern ist die E-Mail-Diskussionsliste der DMG, die von unserem leider vor kurzem verstorbenen Mitglied Dr. Ralf Milke gegründet und geführt wurde. Ralf hatte sich stets dafür stark gemacht, dass die Liste offen, ohne Regulierung und unzensiert als freie Diskussionsplattform existieren soll. Nach meiner Ansicht funktioniert das vorbildlich, indem sich ein breites Spektrum an Mitgliedern am Austausch beteiligt und fast durchweg auf hohem Niveau mit viel Sachkenntnis themenbezogene Beiträge schreibt. Dankenswerterweise wurde die Pflege der Liste inzwischen von Dr. Philipp Gleißner (FU Berlin) übernommen.

Eine sehr lebhafte Diskussion hatte sich Ende November 2022 entsponnen, nachdem wir als DMG-Vorstand einen Entwurf für eine Stellungnahme an die Mitglieder verschickt hatten. Diese Stellungnahme war eine Reaktion auf eine sehr einseitige Positionierung von außerhalb der DMG zum Thema Erdgasfracking in Deutschland, auf die wir zeitnah reagieren wollten. Unser Entwurf war zunächst von den 35 Mitgliedern des erweiterten Vorstands und Beirats beraten und anschließend allen Mitgliedern zur Kommentierung zur Verfügung gestellt worden. Hieraus resultierten eine ganze Reihe konstruktiver Vorschläge zum Dokument und überwiegend Zustimmung seitens der Mitglieder, aber auch eine gewisse Anzahl kritischer bis ablehnender Stimmen. Letztere führten auf unserer E-Mail-Diskussionsliste zu einem mehrtägigen Austausch von Argumenten und Standpunkten, der das fachliche Spektrum unserer Mitglieder reflektierte. Als Initiatoren der Stellungnahme hatten sich die Mitglieder des Vorstands entschieden, sich nicht an dieser Diskussion zu beteiligen, da es nach guter Tradition der Liste ein freier, unmoderierter Austausch sein sollte. Wir haben in dieser Zeit mit unseren Schwestergesellschaften aus dem DVGeo konferiert und so wurde die revidierte Stellungnahme schließlich als gemeinsames Papier von PalGes, DGG und DMG herausgegeben und auf allen drei Webseiten verlinkt.

Ich persönlich habe die Debatte interessiert und im Detail verfolgt und ich bedauere, dass im Nachgang der Diskussion zwei Personen nach Jahrzehnten der Mitgliedschaft die DMG aus Protest verlassen haben. Solche Austritte schmälern den Expertisen- und Meinungskanon der Gesellschaft.

Für die Zukunft steht die grundsätzliche Frage im Raum, ob die DMG bzw. der DVGeo Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen herausgeben sollten und wie der Prozess aussehen sollte, in dem sie erarbeitet werden. Tatsächlich ist eine solche Stellungnahme für die DMG ein Novum. Zum ersten Teil der Frage gilt es zu beachten, dass sich eine wissenschaftliche Gesellschaft auf die Darstellungen wissenschaftlicher Erkenntnisse konzentrieren und politische Handlungsanweisungen vermeiden sollte. Gleichzeitig ist klar, dass nicht jedes Thema, das in der politischen Öffentlichkeit diskutiert wird, als „politisches Thema“ einem Tabu unterliegt. Dieser Ansatz käme einer selbstverordneten Bedeutungslosigkeit der Fachgesellschaften gleich. Die große gesellschaftliche Aktualität einer ganzen Reihe geowissenschaftlicher Themen gibt uns nicht nur Gelegenheit, uns konstruktiv einzubringen, sondern nimmt uns kraft unserer Expertise sogar in die Verantwortung, die Öffentlichkeit sachgemäß aufzuklären. Daher möchten wir ein Prozedere etablieren, nach dem solche Stellungnahmen erarbeitet werden können. Die Diskussion auf unserer Liste hat hier eine ganze Reihe Vorschläge geboten, wie beispielsweise themengebundene Experten-Workshops, als deren Ergebnis solche Stellungnahmen nach offener, ausführlicher, fachlicher und multidisziplinärer Diskussion und Recherche erarbeitet werden könnten. Diesbezüglich möchte ich auf ein Online-Symposium des DVGeo zum Thema „Mineralische Rohstoffe für Energie- und Mobilitätswende: kritische Forschungsfelder“ hinweisen, das am 26. Mai 2023 stattfinden und von DMG-Mitglied Dr. Max Frenzel (Geometallurgy and Economic Geology, Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, HZDR) organisiert wird. Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, sich dort konstruktiv einzubringen, oder organisieren Sie auch gerne selbst ein Symposium zu einem aktuellen Thema!

Beteiligen Sie sich bitte weiterhin an unseren Diskussionen, bringen Sie sich in die DMG ein, nehmen Sie am wissenschaftlichen Diskurs teil, auch wenn Demokratie manchmal enttäuschend sein kann, weil die Mehrheit die eigene Position partout nicht teilen will. Treten Sie nicht aus unserem Kreise aus, sondern bleiben Sie streitbar und halten Sie es im Zweifel mit Epikur, der zu bedenken gab, dass in einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung der Unterlegene den größeren Gewinn hat, und zwar in dem Maße, in dem er etwas hinzulernt.

Ihr/Euer

Horst Marschall

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